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30. August 2001. Nachrichten: Politik & Recht - Indien Moschee in Rajasthan niedergerissen

Wie erst Anfang August bekannt wurde, zerstörten am 27. Juli 2001 etwa 300 Kar Sevaks, hindunationalistische Freiwillige, die Masjid Sawai Bhoj von Asind im Distrikt Bhilwara im indischen Unionsstaat Rajasthan.

Seit Jahren war die Moschee im Visier des Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS) und auch der Bharatiya Janata Party (BJP), deren Vertreter behaupten, sie sei an der Stelle eines Schreins für hinduistische Pilger errichtet worden. Ein Argument, daß bereits die Schleifung der Babri Masjid im nordindischen Ayodhya am 6. Dezember 1992 rechtfertigen sollte. Der aktuelle Konflikt entzündete sich, als aufgehetzte Hindus ein dreitägiges muslimisches Fest im Nahe gelegenen Badia Dargah, einem Grabmal für muslimische Heilige, störten und die aufgestellten Zelte in Brand steckten. Bei den sich anschließenden Auseinandersetzungen wurde die Moschee niedergerissen. Anstelle der Moschee wurde ein dem Affengott Hanuman geweihter Schrein errichtet und provokativ Mandir Peer Pachhar Hanuman Ji benannt: Tempel für Gott Hanuman, der Peer, einen der in der Dargah bestatteten Heiligen, besiegte. Aufgeschreckt durch die Ereignisse, ordnete die vom Congress (I) geführte Landesregierung zunächst die Demontage des Schreins an. Zudem wurde ein aus jeweils zehn Mitgliedern beider Gemeinden und Beamten der lokalen Verwaltung bestehendes Komitee eingerichtet, das die Spannungen schlichten und einen Wiederaufbau der Moschee erörtern soll.

Für mehr als 400 Jahre war die Masjid Sawai Bhoj ein Symbol für das friedliche Nebeneinander der Religionen in dieser Region. Der Geschichte nach soll sie im 16. Jahrhundert auf dem Gelände des 1.100 Jahre alten Sawai Bhoj Tempels von Asind erbaut worden sein. Truppen des Moghul-Herrschers Akbar hätten auf dem Tempelgelände Rast gemacht und die Moschee errichtet, um für muslimische Reisende einen Ort der Andacht und des Gebets zu schaffen. Die Moschee hatte eine offene Struktur und bestand aus nur einer nach Mekka gerichteten, etwa zwei Meter hohen und drei Meter breiten Mauer mit zwei kleinen Minaretten. Zum Dank für die Gastfreundschaft und Offenheit der Priester soll Akbar dem Tempel wenig später Ländereien rund um Asind gestiftet haben. Mit der Schleifung der Moschee wurde auch ein Symbol der Toleranz zwischen Hindus und Muslimen in dieser Region zerstört. Durch die Agitation hindunationalistischer Hardliner hat sich der einst kommunal harmonische Unionsstaat Rajasthan in den letzten Jahren immer mehr zum Brennpunkt von Auseinandersetzungen zwischen den beiden Religionsgemeinschaften entwickelt. Und es ist zu bezweifeln, ob ein möglicher Wiederaufbau der Masjid Sawai Bhoj zur Entspannung der Situation beitragen kann.

Quellen

  • Mohammed Iqbal: The Demolition at Asind, in: Frontline, No. 17, 18.-31.8.2001

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