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30. Juni 2001. Nachrichten: Politik & Recht - Indien Neue Qualität der militärischen Zusammenarbeit zwischen Indien und Rußland

Anfang Juni 2001 weilte der indische Außen- und Verteidigungsminister Jaswant Singh anläßlich einer Sitzung der Indo-Russian Joint Military and Technical Commission zu einem dreitägigen Besuch in der russischen Hauptstadt Moskau. Im Mittelpunkt der Gespräche, die auf russischer Seite vom stellvertretenden Premierminister Ilya Klebanov geführt wurden, stand der weitere Ausbau der Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Herstellung von Waffensystemen.

Indien und Rußland planen die Entwicklung eines gemeinsamen "Kampfflugzeugs der fünften Generation", das im Jahre 2008 Produktionsreife erlangt haben soll. Medienberichten zufolge ist auch die Lieferung von vier mit Atomwaffen bestückbaren Langstrecken-Bombern vom Typ TU-22 geplant. Darüber hinaus wurde die gemeinsame Entwicklung und Herstellung eines Transportflugzeuges auf der Basis des russischen IL-204/214 vereinbart. Die Maschine soll zwischen 15 und 18 Tonnen Last und bis zu 110 Fallschirmjäger transportieren können. Im Herbst wolle New Delhi außerdem den noch für die sowjetische Marine gebauten Flugzeugträger "Admiral Gorschkow" kaufen, der mit bis zu 66 MIG-29-K ausgestattet werden soll.

Zudem beabsichtigt Indien den Kauf von U-Booten, unter ihnen zwei nukleargetriebene Boote der Schtschuka-Klasse. Der Bau dieser Boote wurde bereits vor einigen Jahren im Auftrag Indiens begonnen, wegen fehlenden Geldes aber nie zu Ende geführt. Außerdem will New Delhi russische S-300-Raketen in sein Luftabwehrsystem integrieren. Beobachter sehen auch einen wichtigen Durchbruch hinsichtlich der Lieferung von militärischen Ersatzteilen. Die indischen Armee hängt aufgrund ihrer Ausrichtung auf russische Waffensysteme hochgradig von Ersatzteillieferungen aus Rußland ab, wobei Lieferschwierigkeiten eine angemessene Einsatzfähigkeit oft behindert haben. Herstellung von Ersatzteilen und Reparatur sollen nun verstärkt in Indien erfolgen.

Jaswant Singh lobte im Anschluß an die Gespräche die neue Qualität der strategischen Beziehungen, die sich von einem ehemaligen Verkäufer-Käufer-Verhältnis zu einer rüstungspolitischen Partnerschaft mit gemeinsamen Anstrengungen in Forschung und Entwicklung verändert habe. Die militärische Zusammenarbeit zwischen Moskau und New Delhi, deren finanzielles Gesamtvolumen bis heute 35 Milliarden US-Dollar erreicht hat, begann 1960. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion stagnierte sie vorübergehend, wurde aber durch den Indien-Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Oktober 2000 neu belebt. Im vergangenen Dezember hatten beide Länder den Lizenzbau 140 russischer Kampfflugzeuge vom Typ SU-30MKI durch den indische Flugzeugkonzern Hindustan Aeronautics Limited (HAL) vereinbart. Ein Abkommen über Kauf und Lizenzbau von 310 russischen T-90-Panzern folgte im Februar. Im November 2001 wird Premierminister Atal Behari Vajpayee wird den Besuch Putins erwidern, um die bilateralen Beziehungen auch auf anderen Gebieten zu festigen.

Quellen

  • Tomas Avenarius: Hochfliegende Pläne mit U-Booten, in: Süddeutsche Zeitung, 6.6.2001, S.8
  • Klaus Voll: Intensivierte Militärische Zusammenarbeit zwischen Russland und Indien, FES-Büro New Delhi, 10.6.2001.

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