Beiträge willkommen: suedasien.info versteht sich als vorwiegend deutschsprachiges Informationsportal für die Region Südasien. Wir freuen uns über externe Beiträge zu allen Aspekten der Gesellschaft, Politik, Geschichte und Kultur des Subkontinents bzw. auf die gesamte Bandbreite des vielfältigen und vielschichtigen Lebens in der Region überhaupt. ... [mehr ...]
Call for Papers: Liebe Leserinnen und Leser, in loser Folge möchten wir Spezialisten vorstellen, die langjährig in der und über die Region gearbeitet haben - sowohl im akademischen als auch im nicht-akademischen Bereich - und daher fundierte Einblicke eröffnen können. Ziel ist es dabei entgegen den Trends einer oft schnelllebigen Mediengesellschaft das zumeist Jahre und Jahrzehnte umfassende Schaffen von Wissenschaftlern und Fachleuten in möglichst umfassender Bandbreite sichtbar zu machen, d.h. ein Werk durchaus mit unterschiedlichen Akzentsetzungen, Brüchen oder theoretischen Ansätzen vorzustellen. Die Redaktion freut sich wie immer auf Ihre Vorschläge, Ideen, Anregungen und Mitarbeit an dieser Reihe! ... [mehr ...]
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Verkehrte Welt? Anfang April verkündeten die indischen High-Tech Unternehmen Infosys Technologies und Satyam Computer mehr als 100-prozentige Wachstumsraten beim Gewinn für das abgelaufene Geschäftsjahr. Und was passiert? Die Infosys-Aktie fällt um mehr als 16 Prozent, Satyam Computer um 1,26 Prozent. Eine übertriebene Reaktion der Börsianer? Keineswegs, denn Infosys, eines der Vorzeige-Unternehmen der Branche, sprach gleichzeitig eine Gewinnwarnung aus. Gegenüber den bisherigen Prognosen beim Gewinnwachstum von 50-60 Prozent, soll der Profit im Finanzjahr 2001/2002 (31. März - 31. März) "nur" um 30 Prozent wachsen. Satyam Computers verweigerte gar spezifische Aussagen zur weiteren Geschäftsentwicklung.
Die Schwierigkeiten der beiden IT-Unternehmen sind beileibe kein Einzelfall. Innerhalb kurzer Zeit machten in Bangalore, dem indischen "Silicon Valley", mehr als 70 High-Tech Firmen Pleite, mit katastrophalen Folgen für die Beschäftigung. Die US-Nachrichtenagentur afp macht bei den indischen IT-Spezialisten eine katastrophale Stimmung aus. "Erst haben sie uns zwei Monate nicht bezahlt und jetzt kündigen sie uns", erklärte Shidhaghatta Rashme im Gespräch mit afp. Die 27-jährige Frau verlor von einem Tag auf den anderen ihren Job, weil ihr Arbeitgeber keine Projekte mehr hatte. Und die Aussichten auf eine Weiterbeschäftigung sind nicht gerade verheißungsvoll. "Der Markt ist am Boden und wir können keine Arbeit finden", gibt Shidhaghatta einen pessimistischen Ausblick.
Und in naher Zukunft ist auf dem einheimischen Arbeitsmarkt keine Besserung zu erwarten. Im Gegenteil: die Lage könnte sich sogar noch verschärfen. Denn auch in den USA sind viele Inder von dem Einbruch auf dem "Dotcom"-Markt direkt betroffen. Die Firmen des amerikanischen High-Tech Sektors begegnen der Krise vor allem mit einem: Massenentlassungen, von denen wiederum viele Einwanderer aus Indien betroffen sind. Nach einem Bericht der Hindustan Times dürften bis zum Jahresende etwa 50.000 indische Informatiker wieder in ihre Heimat zurückkehren.
Bei der Frage nach den Gründen für die gegenwärtige Misere verweisen Analysten zum einen auf die hohe Abhängigkeit der indischen Software-Industrie vom US-Markt. Fast 74 Prozent des Umsatzes von Satyam und Infosys basieren auf Geschäften mit US-Unternehmen. Eine lahmende US--Konjunktur hat deshalb unmittelbar negative Auswirkungen auf die indischen IT-Unternehmen. Diese suchen deshalb momentan nach neuen Geschäftspartnern in Europa und in Japan. Dies braucht aber Zeit in einer schnellebigen Branche. Doch die Ursachen der Krise in Indiens High-Tech Sektor liegen tiefer. So hätten sich viele indische Software-Unternehmen zu sehr auf Arbeiten mit einer geringen Wertschöpfung konzentriert. Gleichzeitig wurde ein Großteil der Auftragsarbeit von den indischen Firmen "onsite", das heißt in den Geschäftsräumen des Auftraggebers, abgewickelt. Dieses Geschäftsmodell verlangt zwar wenig Unternehmens-Investitionen in die eigene Produktentwicklung. Gerät der Wachstumsmotor beim Kunden jedoch einmal ins Stocken, so sind diese "low-end" und "onsite" Software-Tätigkeiten am ersten von Kürzungen betroffen.
Keine Krise ohne Chance auf einen Neuanfang. Die Kostenkürzungen gehen bei vielen US-Unternehmen mit dem "Outsourcen" von verschiedenen Computer-Tätigkeiten einher. Auf diese "offshore"-Projekte haben viele indische Software-Schmieden bereits ein Auge geworfen. Zusätzlich werden die besten der indischen Software-Unternehmen nicht umhin kommen, mehr in die eigene Produktentwicklung zu investieren. Kurzfristig wird jedoch viel von der Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft abhängen. Rezession oder Wachstumsdelle? Von der Beantwortung dieser Frage wird die nahe Zukunft der indischen Software-Industrie bestimmt.
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