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28. Februar 2001. Nachrichten: Politik & Recht - Indien Indien trauert um den Kommunisten Indrajit Gupta

Nach mehrmonatigem Krebsleiden verstarb Indrajit Gupta, prominentester Politiker der Communist Party of India (CPI) und Indiens dienstältester Parlamentarier, in den Morgenstunden des 20. Februar 2001 im Alter von fast 82 Jahren in seinem Haus in Kolkata (Calcutta). Mit Gupta, dem "Vater der Lok Sabha", starb ein außergewöhnlicher Politiker und engagierter Kämpfer für soziale Gerechtigkeit.

Die Lok Sabha, das indische Unterhaus, gedachte dem verstorbenen Abgeordneten, der dem Parlament wegen seiner Krankheit bereits den Winter über fernbleiben mußte, mit einer Schweigeminute und vertagte die Sitzung anschließend. Präsident K.R. Narayanan würdigte Gupta als einen "seltenen Revolutionär und großen Humanisten", während er der CPI in New Delhi kondolierte. Premierminister Vajpayee beschrieb den Verstorbenen "als Gegner, der Respekt gebot" und nannte seinen Tod "einen unkalkulierbaren Verlust für die ganze Nation".

An den Trauerfeiern, die zwei Tage später im CPI-Büro in Kolkata stattfanden, nahmen führende Politiker aller großen Parteien teil. Zu den Gästen gehörten u.a. Vizepräsident Krishan Kant, Innenminister L.K. Advani, Verteidigungsminister George Fernandes, Westbengalens langjähriger Ministerpräsident Jyoti Basu und sein Nachfolger Buddhadeb Bhattacharjee sowie zahlreiche Parlaments- und Landtagsabgeordnete. Der Trauerzug, der anschließend zum Keoratala Ghat am Hooghly zog, um dort den Leichnam dem Feuer zu übergeben, legte die Innenstadt Kolkatas für mehrere Stunden lahm. Tausende säumten den Weg und riefen: "Comrade Gupta amar rahe!" (Lang lebe Genosse Gupta!)

Gupta wurde am 18. März 1919 als Sohn einer wohlhabenden bengalischen Familie in Calcutta geboren. Sein Vater, ein hoher Beamter der britisch-indischen Kolonialverwaltung, gehörte als Angehöriger einer Vaishya-Kaste zu den "Zweimalgeborenen". Nach seiner Schulzeit am elitären St. Stephens College in New Delhi ging Gupta zum Studium an die Universität Cambridge. In der politisierten Atmosphäre der 1930er Jahre lernte er dort die Schriften von Marx und Engels kennen und träumte von der nationalen Befreiung Indiens.

Nach seiner Rückkehr nach Indien trat er 1940 der damals verbotenen CPI bei und begann seine politische Karriere mit Botengängen für im Untergrund lebende Parteikader. Als nach Stalins Weisung an Indiens Kommunisten, für den gemeinsamen Kampf gegen Hitler den antikolonialen Widerstand einzustellen, das Parteiverbot von der britischen Kolonialmacht aufgehoben wurde, ging Gupta zurück nach Calcutta. Dort engagierte er sich in der Gewerkschaftsbewegung für die Arbeiter in der Juteindustrie und den Hafendocks.

Als die Unabhängigkeit 1947 erreicht war, probte die CPI im südindischen Telengana die Revolution. Doch der große Bauernaufstand war schnell von der Armee niedergeschlagen, und die Partei wurde erneut verboten. Wie seine Genossen ging Gupta damals für mehrere Jahre in den Untergrund, ehe die Kommunisten sich in das parlamentarische System integrierten.

Gupta blieb der Gewerkschaftsarbeit treu und machte in der Partei Karriere. 1960 wurde er das erste Mal in die Lok Sabha gewählt. Insgesamt elf Wahlkämpfe gewann er in seinem Wahlkreis Midnapore in Westbengalen. Nur einmal, 1977, scheiterte er, als die Wähler die CPI wegen ihrer Kollaboration mit Indira Gandhis "Notstands"-Regime abstraften. Besonders in den Altersjahren seiner parlamentarischen Laufbahn galt er als herrausragender Redner und erfahrener Vermittler zwischen den Fraktionen.

Bitter war es für Gupta, die Spaltung der indischen Kommunisten und den Niedergang der CPI mitzuerleben. Es gelang ihm selbst nicht, den Abstieg der Partei aufzuhalten, als er von 1992-96 ihr Generalsekretär war. Seine Versuche, die Führungebene für Unterkasten zu öffnen, scheiterten am paternalistischen Widerstand seiner "zweimalgeborenen" Genossen. Vor seinem Tod gehörte Gupta zu den letzten drei Abgeordneten der CPI im Unterhaus.

Daß der ehemalige Revolutionär 1996 im United Front-Kabinett von H.D. Gowda Indiens erster kommunistischer Innenminister wurde, blieb ein vorübergehender Erfolg. Nur zwei Jahre später stürzte die Minderheitsregierung, als ihr der Congress (I) das Vertrauen entzog.

Die letzten Jahre seines Lebens hoffte Gupta vergeblich auf ein breites Bündnis der säkularen Kräfte gegen den Aufstieg des Hindunationalismus. Sein Tod bedeutet - nach dem Rückzug Jyoti Basus - einen weiteren schweren Schlag für die geschwächte Linke, die bei den kommenden Landtagswahlen selbst in ihrer Hochburg Westbengalen vor einer ernsthaften Herausforderung steht.

Indrajit Gupta hinterließ eine Frau und vier erwachsene Kinder.

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