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Orissa erstreckt sich über eine Fläche von 155.707 qkm, was knapp fünf Prozent des Gebiets der Indischen Union ausmacht und nicht ganz der Hälfte der Fläche Deutschlands entspricht. Im Süden grenzt Orissa an Andhra Pradesh, im Westen an Chhattisgarh, im Norden an Jharkhand und im Nordosten an Westbengalen. Von Südwesten nach Nordosten verläuft die über 450 km lange Küstenlinie als natürliche Grenze zum Golf von Bengalen.
Der Unionsstaat kann geographisch in vier Einheiten gegliedert werden: Erstens die nördlich des Flusses Mahanadi liegende Region, die zum Hochland Chotanagpur gehört; zweitens das südlich des Flusses liegende zentrale Plateau; drittens die südlich angrenzenden Ausläufer der von dichten Wäldern überzogenen Ost-Ghats sowie viertens die fruchtbare Küstenebene.
Im Alltag wird Orissa entsprechend seiner historischen, kulturellen, sprachlichen und religiösen Unterschiede zwischen der Bergregion und dem Küstenstreifen unterteilt. Die Ausläufer der Ost-Ghats bilden dabei eine natürliche Barriere zwischen beiden Gebieten.
Die durchschnittlich über 1.000 m gelegenen Bergregionen der östlichen Ghats verlaufen halbkreisförmig zur Küste. Die üppigen Wälder dieser Gebirgskette dienen sowohl verschiedenen indigenen Bevölkerungsgruppen, den so genannten Adivasis, als auch einer artenreichen Flora und Fauna als Heimat. In den Ost-Ghats liegt auch der 1.501 m hohe Mahendra Giri, der höchste Berg des Unionsstaates. Das bewaldete, gering besiedelte und sehr rohstoffreiche nördliche Hochland von Chotanagpur setzt sich in den Nachbarstaaten Jharkhand und Chhattisgarh fort.
Die Böden der auch als Utkal bekannten Küstenregion bestehen durch die zahlreichen Flussmündungen aus fruchtbaren Sedimenten. In ihr liegt das zentrale weitläufige Delta, in dem die Flüsse Mahanadi und Brahmani in den Golf von Bengalen münden. Südwestlich davon befindet sich die Chilika-Ebene, die das am dichtesten besiedelte Gebiet Orissas ist.
Neben den beiden Hauptströmen Mahanadi und Brahmani sind die wichtigsten Flüsse: Subarnarekha, Burabalang, Baitarani, Rushikulya und Vamsadhara. Der Chilika-See ist Indiens größte Salzwasser-Lagune.
Klimatisch zählt Orissa als Gebiet der so genannten tropischen Savanne. Es gibt drei Hauptjahreszeiten: Sommer (von Mitte Februar bis Juni), die Regenzeit des Monsun (von Juli bis Oktober) und Winter (von November bis Mitte Februar). Während die durchschnittliche Sommertemperatur selten 35° C überschreitet, sinkt die Temperatur im Winter (besonders im Januar) kaum unter 20°C. Freilich variiert das Klima regional, so dass es in den höher gelegenen Gebieten im Sommer nicht so heiß und schwül ist wie in der Küstenebenen, sondern etwas kühler und trockener.
Vor allem der Südwest-Monsun liefert den für die Landwirtschaft benötigten Regen. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge liegt bei 1.800 mm pro Jahr. Der Regen ergießt sich lokal aber sehr untergleich: So liegt die Niederschlagsmenge in den Ost-Ghats weit über dem Mittelwert, wohingegen die Region um den Chilika-See mit durchschnittlich 90 mm Regen pro Jahr zu den trockensten Gebieten Orissas zählt.
Fast ein Drittel der Staatsfläche ist bewaldet, insbesondere mit Bambus-, Teak-, Rosenholz- und Padauk-Bäumen Die Wildtierwelt Orissas ähnelt der der Nachbarstaaten. So gibt es zahlreiche Affenarten und vereinzelt Tiger, nennenswerte Populationen wildlebender Elefanten, Büffel, Hirschziegenantilopen und anderen Antilopenarten. Das Flachwassergebiet des Chilika-Sees ist der Brutplatz vieler Fische und Wasservögel. Einige Strände dienen Meeresschildkröten als Brutplätze.
Orissa ist der neuntgrößte Unionsstaat Indiens und ist mit etwa 36 Millionen Einwohnern der elftbevölkerungsreichste. Zwischen den Volkszählungen von 1991 und 2001 wuchs die Einwohnerzahl um 15,9 Prozent. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt ca. 236 Menschen je qkm. 2001 (alle weiteren Zahlen beziehen sich ebenfalls auf die letzte Volkszählung von 2001) hatte Orissa 30 Distrikte sehr unterschiedlicher Größe und Bevölkerungszahl. Während im Küstendistrikt Ganjam mit seinen über 3,1 Millionen Einwohnern über acht Prozent der Gesamtbevölkerung des Unionsstaates gezählt wurden, lebten im nordwestlichen Distrikt Deogarh mit knapp 275.000 Einwohnern weniger als ein Prozent. Die bevölkerungsreichste Stadt und Sitz der Regierung ist die Landeshauptstadt Bhubaneswar, die 1948 Cuttack als politisches Zentrum ablöste.
Über 87 Prozent der Bevölkerung leben in Dörfern. Die meisten der 50.000 Dörfer und die wenigen Großstädte konzentrieren sich zumeist in den Flusstälern, den landwirtschaftlich intensiv kultivierten Niederungen der Küstenregion oder liegen in Nähe der Schwerindustriezentren, so wie z.B. in Rourkela im Distrikt Sundargarh. Wenngleich es bisher noch keine Millionenstadt in Orissa gibt, liegen die Einwohnerzahlen von Bhubaneswar (657.000 Einw.), Cuttack (587.000) und Rourkela (484.000), Brahmapur [Berhampur] (289.000), Sambalpur (226.000) und Balasore (156.000) weit über Hunderttausend, und im Großraum Cuttack-Bhubaneswar leben über eineinhalb Millionen Menschen.
Laut Zensus bilden Hindus mit über 90 Prozent vor Christen, Muslimen (überwiegend Sunniten), und "anderen Religionen" (gemeint sind wohl Religionen der Adivasi), Sikhs, Buddhisten und Jains die größte Religionsgruppe. Die schwer zugänglichen Wald- und Gebirgsregionen sind bis heute Hauptsiedlungsgebiete der als Adivasi bezeichneten indigenen Bevölkerungsgruppen. Über 22 Prozent der Gesamtbevölkerung Orissas gelten als Scheduled Tribes. Die mehr als 60 anerkannten indigenen Volksgruppen leben zum Teil auf sehr traditionelle Weise vor allem in den westlichen und südlichen Distrikten wie Sundargarh, Keonjhar, Mayurbhanj, Malkangiri oder Koraput. Ihre höchst unterschiedlichen (naturreligiösen) Kulte, Rituale und Wirtschaftsvorstellungen sind im Zuge von innerer Kolonisierung und Globalisierung insbesondere durch die verstärkte Industrialisierung einem starken Anpassungsdruck ausgesetzt.
Mit einem Geschlechterverhältnis von 972 Frauen je 1.000 Männer liegt Orissa über dem nationalen Durchschnitt (933 Frauen). Die Alphabetisierungsrate von 63 Prozent, (Frauen knapp 50 und Männer 75 Prozent), liegt knapp unter dem indischen Durchschnitt von 65 Prozent. Offizielle Landessprache ist Oriya. Diese indo-arische Sprache ist von der indischen Verfassung seit den 1950er Jahren als regionale Sprache anerkannt. Oriya ist verwandt mit Bengali, Hindi, Maithili, Assamese etc. Oriya gilt im Gegensatz zu anderen indo-arischen Sprachen als vergleichsweise wenig durch äußere Einflüssen verändert, da Orissa erst relativ spät erobert wurde. Die Oriya-Schrift ist stark an die des Sanskrits angelehnt. Es gibt eine Vielzahl von Dialekten, die regional stark voneinander abweichen. Die Adivasi sprechen eigene Sprachen und Dialekte, die vielfach australisch-asiatische oder dravidische Ursprünge haben. Durch Immigration aus dem nordöstlichen Nachbarstaat wird mancherorts auch Bengali gesprochen.
Orissa gilt als arm und wirtschaftlich rückständig. Das Pro-Kopf-Einkommen betrug im Jahr 2003/04 12.388 Rs (219 Euro) und rangiert damit weit unter dem indischen Durchschnitt von 20.989 Rs. Nahezu die Hälfte der Bevölkerung unterhalb der offiziellen indischen Armutsgrenze. Fast zwei Drittel der Bevölkerung leben von der Landwirtschaft – zumeist in Subsistenzwirtschaft. Zum überwiegenden Teil wird Reis angebaut; weiterhin werden Ölsamen, Linsen, Jute, Rohrzucker, Chili, Erdnüsse und Kokosnüsse kultiviert. Die besten Böden bieten die Niederungen des sedimentreichen Küstenstreifens.
In den kargen Bergregionen im Westen werden vor allem die Hochebenen von Kalahandi, Balangir, Hirakud und Jharsuguda entlang der Flussläufe landwirtschaftlich genutzt.
Aufgrund der großen Eisenerz-, Kohle- und Kalksteinvorkommen existieren mehrere Schwerindustriestandorte im bergigen Westen Orissas, z.B. im Distrikt Sundargarh. Durch seine bedeutenden Rohstoffvorkommen in dieser Region ist der Unionsstaat landesweit führend in der Produktion von Chrom, Mangan und Dolomit. Als besonders profitabel gilt auch der Abbau von Graphit und Bauxit. Neben den Stahl- und Kohlekraftwerken gibt es dort auch Fabriken zur Fertigung von Dünger, Zement und hitzebeständigen Keramiken. Weiterhin werden Papier, Textilien, Zucker, Chlor, Säuren und Glas in Orissa industriell hergestellt.
Insbesondere die Schwerindustrie liegt in den Gebieten mit den niedrigsten Durchschnittseinkommen. Opfer der Industrialisierung sind neben der Umwelt häufig Adivasi, die für die Erschließung und Verarbeitung der Rohstoffe vielerorts zwangsumgesiedelt wurden und werden.
Der Hirakud-Staudamm am oberen Flusslauf des Mahanadi sowie der Jalaput-Staudamm am Machkund-Fluss dienen der Stromgewinnung. Ein Tiefseehafen speziell für den Export von Eisenerz wurde in der Mündung des Mahanadi errichtet. Das Straßen- und Eisenbahnnetz ist vergleichsweise wenig ausgebaut, wobei der Küstenstreifen über eine bessere Infrastruktur verfügt als das bergige Hinterland.
Daher ist es kaum verwunderlich, dass der Tourismus sich ebenfalls vornehmlich auf die Küstenregion konzentriert. Ziel von Pilgerfahrten ist vor allem der Jagannath Tempel in Puri. Berühmt sind ebenfalls die Tempel in Bhubaneswar, insbesondere der Lingaraja-Tempel, sowie der Sonnentempel (Surya Mandir) in Konark mit seinen feinen Figurenornamenten und den steinernen Wagenrädern. Ein beliebtes Ziel ist auch die riesige Salzwasserlagune des Chilika-Sees. Die wenigen ausländischen Reisenden steuern neben diesen Ziele auch zunehmend "Stammesgebiete" in Südorissa bei so genannten "Tribal Tours" an. Zudem versucht das staatliche Tourismusbüro, vermehrt in- und ausländische Touristen zu dem reichen buddhistischen Erbe im Dreieck von Udayagiri, Lalitgiri und Ratnagiri im Jajpur-Distrikt zu locken (vgl. Das 2005).
Der Unionsstaat verfügt neben seinen acht Universitäten über einige medizinische Hochschulen und über 100 Oberschulen. Zudem befindet sich das Central Rice Research Institute in Orissa.
Über Jahrhunderte war das heute als Orissa bekannte Gebiet mit den Namen Utkala, Kalinga Odra Desa oder auch Dakshina Koshal und entsprechenden Machtzentren assoziiert. Der fruchtbare Küstenstreifen bildete dabei vielfach die ökonomische Grundlage verschiedener Regionalreiche. Unmittelbar an der Küste befindet sich in der heiligen Stadt Puri der Tempel des Gottes Jagannath ("Lord of the Universe") dessen Kult eng mit verschiedenen Herrscherdynastien verbunden war.
Die Küstenregion Orissas war zudem ein wichtiges Handelsgebiet mit Verbindungen nach Indonesien, Burma, Kambodscha etc., wobei nicht nur Gewürze gehandelt wurden, sondern der Seehandel auch zur Ausbreitung des Hinduismus beitrug.
Das Königreich Kalinga wurde bereits zu Zeiten Buddhas im dritten vorchristlichen Jahrhundert bekannt als Kriegsschauplatz im Rahmen der Expansionspolitik Kaiser Ashokas. Es erlebte unter der so genannten Ganga-Dynastie zwischen 1078 und 1264 eine goldene Ära als Großmacht. Während dieser Zeit entstand der Tempel für den Sonnengott Surya in Konarak. Im 13. und 14. Jahrhundert wurde Orissa als unabhängige Bastion von Hindu-Religionen, Philosophie, Kunst und Architektur bekannt, die der muslimischen Eroberung Indiens trotzte und brahmanischen Flüchtlingen als Rückzugsgebiet diente.
Im Jahr 1568 verlor Orissa jedoch seine Unabhängigkeit und wurde Teil des Moghul-Reichs. Dennoch blieben auch in der Folgezeit viele Tempel und die damit verbundenen Kulte lebendig. Als Macht und Einfluss der Moghule im 18. Jahrhundert allmählich nachließ, gerieten Teile unter den Einfluss der Nawabs von Bengalen und andere Gebiete unter die Kontrolle der Marathen-Könige. Mit der britischen Herrschaft über Bengalen ab 1757 und über die Marathen ab 1803 geriet der Küstenstreifen Orissas unter den direkten Machtbereich der europäischen Kolonialmacht, während sie sich im Hinterland durch ihnen loyale Rajas vertreten ließ. Die Bergregionen im Westen waren zunächst für die britische Kolonialadministration nur von peripherem Interesse, was sich erst durch den Bau der Eisenbahnlinie Bengal-Nagpur und in der Folgezeit die zunehmende Bedeutung der Bodenschätze wie Eisenerz langsam zu wandeln begann. Dennoch blieb der Einfluss der Kolonialherrschaft in den "entlegenen Gebieten" Orissas – wie auch der Einfluss der Kleinkönige in den Fürstenstaaten – weitgehend auf administrative Stützpunkte wie Sambalpur, höfische Machtzentren entlang der Flüsse und wenige Industrieprojekte beschränkt, während die "Stammesbevölkerung" kaum Veränderungen ausgesetzt war.
Während der Kolonialzeit gehörte Orissa zuerst zur "Presidency of Bengal". 1912 wurde es zusammen mit Bihar in der "Province of Bihar and Orissa" von Bengalen separiert. 1936 erhielt es den Status einer autonomen Provinz – u.a. aufgrund des Einflusses der Oriya-Bewegung unter Madhusudan Das. Ein Jahr später wurde die erste Congress-Provinzregierung unter Biswanath Das gewählt, die 1941 von einer Koalitionsregierung unter dem Maharaja von Parlakhemundi abgelöst wurde.
Mehrere regionale Fürstenstaaten (princely states) vor allem im Westen Orissas blieben formal weitgehend unabhängig unter der Oberherrschaft der britische Krone und wurden erst nach der Unabhängigkeit von 1947 mit der Indischen Union vereinigt. Die meisten der Oriya-sprachigen Fürstenstaaten wurden dem Gebiet Orissas zugeordnet.
Nach der Unabhängigkeit dominierte zunächst die Kongresspartei (Indian National Congress, INC) unter Ministerpräsident (Chief Minister) H.K. Mahtab das Land, der bereits 1946 an die Macht gekommen war. Allerdings sah sich der Congress auch einer finanzstarken Opposition gegenüber: dem Ganatantra Parishad, einer Partei, die vor allem von den Rajas aus West-Orissa unterstützt wurde. 1967 gelang es dieser Partei nicht nur an die Macht zu kommen, sondern mit R.N. Singh Deo auch einen ehemaligen Raja (aus der royal family des ehemaligen princely state Patna) zum Ministerpräsidenten zu wählen – der erste Ex-König im Amt eines Ministerpräsidenten im postkolonialen Indien.
Von den 60er Jahren bis in die 90er Jahre war die Landespolitik von einer hohen Dynamik des Parteienspektrums gekennzeichnet – bedingt durch mehrere Spaltungen im Congress und der Opposition, in deren Folge beispielsweise der Ganatantra Parishad sich zunächst mit der Swatantra Party von C. Rajagopalachari vereinigte und später in der Janata Party und Janata Dal aufging. Biju Patnaik als eine zentrale Politikerpersönlichkeit im postkolonialen Orissa war zunächst Mitglied im Congress und von 1961 bis 1963 dessen Ministerpräsident, während er später verschiedenen regionalen Abspaltungen des Congress angehörte, Ende der 1970er Jahre der Janata Party beitrat und von 1990-95 erneut Ministerpräsident wurde, diesmal aber die Janata Dal anführte, deren Orissa-Gruppe nach seinem Tod die Biju Janata Dal begründete.
Nachdem der als korrupt geltende und der Vetternwirtschaft bezichtigte INC-Ministerpräsident Janaki B. Patnaik 1998 abgewählt wurde und seitdem als Oppositionsführer im Parlament sitzt, übernahm eine Koalitionsregierung die Macht in dem Unionsstaat. Diese Allianz besteht aus der Biju Janata Dal (BJD) und der hindu-nationalistischen Bharatiya Janata Party (BJP).
Die Biju Janata Dal ist momentan die stärkste Partei Orissas und stellt den Ministerpräsidenten Nabin Patnaik. Er ist der Sohn des im April 1998 verstorbenen und weithin als "Landesvater" verehrten mehrmaligen Ministerpräsidenten Biju Patnaik. Nabin Patnaik lebte vorübergehend in den USA als Schriftsteller und hatte zu Beginn seiner nun sechsjährigen Amtszeit (seit 2000) den Ruf eines Verlegenheitskandidaten, konnte sich aber in der Folgezeit in der Landespolitik etablieren und gilt als weitgehend integer.
Allerdings hat leider auch seine Regierung es bisher kaum verstanden den eingeschlagenen Modernisierungsweg sozial massenwirksam und ökologisch nachhaltig zu gestalten. Seine Politik der Industrialisierung Orissas auf Grundlage der zahlreichen Bodenschätze – insbesondere die Verarbeitung von Eisenerz – kommt bisher kaum der breiten Bevölkerung zu Gute. Neue Industrieprojekte – darunter mehrere Stahlwerke und zahlreiche Eisenschwamm-Fabriken (Sponge Iron Factories) – führen gegenwärtig zu heftigen, nicht selten gewalttätigen Auseinandersetzung um Land. Das von der Regierung an die Unternehmen übertragene Land wird vielfach auch von Adivasis als "Ureinwohnern" beansprucht. Im Frühjahr 2006 kam es in Kalinga Nagar, im Jajpur District, bei der beabsichtigten Einzäunung von Land für das dortige Stahlwerk zu blutigen Kämpfen zwischen Adivasis und der Polizei mit mehreren Toten auf beiden Seiten. Die aktuellen Auseinandersetzungen um Landrechte haben zudem die Frage der adäquaten Kompensation von Umsiedlungen durch ältere Industrieprojekte wie etwa beim Bau des Hirakud-Staudammes wieder aufgeworfen, und verschiedene Gruppen beklagen, keine oder unzureichende Kompensationen erhalten zu haben. Durch den Boom neuer Industrieprojekte dürften sich diese Spannungen als auch das Gefälle zwischen arm und reich bzw. zwischen urbanem und ländlichem Leben zukünftig eher noch verschärfen.
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