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Zur Volkszählung von 1991 lebten ca. 18,5 Millionen Menschen im Königreich Nepal. Heute kann von einer Einwohnerzahl um ca. 25 Mio. ausgegangen werden. Das jährliche Bevölkerungswachstum liegt bei etwa 2,6 Prozent und wird in der Region Südasien diesbezüglich nur von Pakistan übertroffen. Das jährliche offizielle Bevölkerungswachstum stimmt nicht, bzw. nur sehr ungenau, mit den Angaben verschiedener internationaler Organisationen überein.
Mit durchschnittlich 173 Einwohnern pro km² hat Nepal im Vergleich zu Deutschland eine kleinere Bevölkerungsdichte, die allerdings durch die landschaftlichen Gegebenheiten sehr ungleich verteilt ist. Bis Mitte der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts hatte Nepal die Einwohnerzahl Nordrhein-Westfalens, doch das Bundesland hatte eine viermal höhere Bevölkerungsdichte. Doch es gibt eine klare Tendenz zu einer größeren Bevölkerungsdichte. Dabei bestimmen das Klima und die Vegetation weitgehend den menschlichen Siedlungsraum. Bei einer Dreiteilung der ökologischen bzw. geographischen Zonen lässt sich die Bevölkerung folgendermaßen zuordnen:
Im Hochgebirge, der alpinen Zone zwischen Höhenlagen von über 4000 bis 8848 m, leben max. 7,5 % der Landbewohner. Das ist mit ganzjährig bewohnten Siedlungen knapp unter 5000m Höhe, die weltweit zweithöchste Siedlungshöhengrenze - nach den Anden in Südamerika.
In der Zone des Berglandes, die etwa 68% der Landfläche ausmacht, wird der Bevölkerungsanteil auf 45,5% geschätzt.
Der Großteil der Bevölkerung (47%) lebt im südlichen Tiefland, dem Terai mit seiner Grenze zu Indien. Dieses Gebiet macht nur ca. 17% der Landfläche aus, dennoch ist es das zentrale Gebiet des Landes.
Die Hauptstadt Kathmandu und das umgebene Kathmandu-Tal ist mit mehr als 220 Einwohner je km² die am dichtesten besiedelte Gegend Nepals. Die niedrigste Bevölkerungszahl hat mit ca. 2 Mio. die Fernwestliche Entwicklungsregion. Wogegen die geringste Bevölkerungsdichte mit knapp 60 Einwohner pro km² die Mittelwestliche Entwicklungsregion aufzuweisen hat.
Die Zone des Berglandes verfügt nur über rund ein Drittel des nutzbaren Ackerlandes, auf einen Quadratkilometer landwirtschaftlicher Nutzfläche kommen hier bis zu 1.500 Personen. Dichte Ballungen sind längs der Täler anzutreffen.
Die Altersstruktur setzt sich wie folgt zusammen: Die jünger als 15-jährigen machen ca. 42% der Bevölkerung aus, mit 55% liegt der höchste Anteil der Bevölkerung bei den 15- bis 64-jährigen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung dürften demnach Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sein. Die Älteren Menschen - über 64 Lebensjahre - stellen hingegen nur einen minimalen Prozentanteil – ca. 4% - in der Gesamtbevölkerung.
Das Land bildet eine geographische Scheide zwischen den zentralasiatischen, tibetisch-birmanischen, buddhistisch-lamaistischen Völkern im Norden und den südasiatischen, indoarischen, hinduistischen im Süden. Begünstigt durch diese Lage und der Mischung der Bewohner wird Nepal als ein Vielvölkerstaat bezeichnet. Es sind mehr als 50 verschiedenen ethnischen Gruppen, die dieses Land bewohnen.
Die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen leben in verschiedenen Regionen und haben ihre eigene Kultur und Sprache bzw. differenzierte Dialekte.
Etwa drei Viertel der Einwohner sind indo-nepalesischer und indischer Herkunft. Die übrige Bevölkerung setzt sich aus tibeto-nepalesischer Gruppen (Tamang, Gurung, Newar, Thakali, Magar, Sunwar, Rai, Limbu und Tharu) zusammen sowie aus einer kleinen Minderheit tibetischer Gruppen (Sherpa, tibetische Flüchtlinge).
Die Gurung und Magar leben im westlichen Landesteil. Dagegen siedeln die Rais, Limbus und Sunwars an den Berghängen und Tälern der mittleren Bergregionen im Osten.
Die Sherpas leben im Hochgebirge. Die Newars bilden eine einflussreiche Bevölkerungsgruppe, die vor allem im Kathmandu-Tal anzufinden ist. Zusammen mit den drei benachbarten Distrikten konzentrieren sich in diesem Landesteil 75% aller Newars.
Im Terai siedeln Tharus, Yadavs, Satar aber auch Rajvanshis und Dhimals und auch zunehmend die Magars.
Brahmanen (Priesterkaste), Chhetris (Kriegerkaste) und Thakuris sind über das gesamte Land verstreut. Die meisten Reichen und Mächtigen gehören entweder den Brahmanen oder den Chhetris an. Noch heute liegt die Mehrheit der hohen Armeeposten in den Händen der Chhetris.
Die kleine Anzahl der nepalesischen Muslime sind meist im 19. Jahrhundert aus Indien als Landarbeiter oder reisende Händler immigriert. Sie bzw. ihre Nachfahren sind vor allem in den an Indien angrenzenden Distrikten ansässig, also insbesondere im Terai.
Der Name Gurkha meint im übrigen die hinduistischen Eroberer des Kathmandutals gegen Mitte des 18. Jahrhunderts, die seither die Führungsschicht stellen und deren Sprache das Nepali ist. Die britischen und indischen Armee-Einheiten der Gurkha setzten sich aus fast allen Stämmen zusammen.
In Nepal leben heute schätzungsweise bis zu 18.000 tibetische Flüchtlinge, die meisten von ihnen bereits seit 1959 – dem Jahr in dem die chinesische Regierung ihre politische Kotrolle durch Waffengewalt gegenüber Aufständischen in Tibet durchsetzte. Der Großteil der Flüchtlinge um ihr geistliches Oberhaupt, dem Dalai Lama, floh in die südlichen Nachbarstaaten (mehrheitlich jedoch nach Indien). Vereinzelt hält die Zuwanderung auch nach Nepal weiterhin an.
Durch die Vertreibung und Flucht nepalesischstämmiger Südbhutanesen zu Beginn der neunziger Jahre leben seither mindestens 100.000 Menschen in Lagern im östlichen Landesteil Nepals. Gespräche zwischen Vertretern der Regierungen von Nepal und Bhutan brachten bisher allerdings keine Lösung der Angelegenheit.
Sowohl Binnen- als auch Auslandsmigration findet in beträchtlichem Maße statt.
Seit Mitte der 1970er Jahre haben mangelnde Arbeitsmöglichkeiten zu einer verstärkten Abwanderung in die Städte geführt. Doch leiden die Stadtbewohner, die heute über 13 % der Bevölkerung Nepals ausmachen, immer häufiger unter der zunehmenden Umweltverschmutzung und vor allem unter der qualitativ wie quantitativ unzulänglichen Trinkwasserversorgung. Die Einwohnerzahl der Städte nahm im Zeitraum von 1980 bis 1995 überproportional um jährlich 7,8 % zu
Die südnepalische Terai-Region - das "Flachland" - ist durch ihre wirtschaftliche Attraktivität Hauptanziehungspunkt für die beschriebene interne und externe Migration. Vor allem die Arbeitsmigration aus Indien durch Bewohner der angrenzenden Unionsstaaten Bihar und Uttar Pradesh, rufen trotz ihres traditionellen Charakters ("Migrationstradition": J. Aumüller; 1993) ethnische Konflikte hervor.
Allein im östlichen Terai sind die Hälfte aller nepalesischen Industriebetriebe angesiedelt. Nahezu jede fünfte Arbeitskraft im industriellen Sektor ist ein Zuwanderer. Dennoch ist die Gesellschaft Nepals eine agrarische.
Über 90 Prozent der Immigranten in Nepal leben im Terai, weniger als 5 % in den Bergen und nur knapp 3% sind im Kathmandu-Tal anzutreffen.
Da nur 22% der Landesfläche kultivierbar sind, übt das ertragreiche Terai-Gebiet - mit bis zu drei Ernten im Jahr - einen starken Sog auf Wanderwillige aus. Die erfolgreiche Bekämpfung der Malaria in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts und der Zuzug von Menschen aus den Hochgebirgen haben diese Ebene zur wichtigsten Zuwanderungsregion werden lassen.
Ungleiche Landverteilung - 88% der Bauern verfügen über weniger als 15% des Kulturlandes -, zunehmende wirtschaftliche Konkurrenz, die durch die Migration eher begünstigt ist, Verteilungskonflikte und das hohe Bevölkerungswachstum (jährlich 2,5 Prozent) führen neben der verbesserten Transport- und Kommunikationsmöglichkeit zu einer Abwanderung in die Städte. Naturkatastrophen, Missernten oder Verschuldung sind weitere Gründe für eine wachsende Urbanisierungsquote.
Der Anteil der Städtischen Bevölkerung ist im internationalen Bereich vergleichsweise gering, doch durch die Vielzahl der Gründe - zumeist wirtschaftliche - hat Nepal inzwischen die höchste Land-Stadt-Wanderungsquote in ganz Südasien. In der Hauptstadt Kathmandu, einem Hauptziel der ländlichen Abwanderer, sind diese Migranten zunächst obdachlos. Die Zahl der Obdachlosen wird für ganz Nepal mit mindestens 150.000 angegeben. In Kathmandu führt das zu einer Ausbreitung von Slums. Dieser Tendenz könnte vermutlich nur durch eine Verbesserung der Lebensbedingungen im ländlichen Raum entgegengewirkt werden.
In Nepal werden mehr als 30 Sprachen gesprochen. Die werden indo-arischen, tibeto-birmanischen, Munda- und dravidische Sprachgruppen zugerechnet.
Zur erstgenannten Sprachfamilie gehört die von 52 % der Gesamtbevölkerung gesprochene Nationalsprache Nepali bzw. Parbatiya in Devanagari-Schrift. Sie ist eine indoarische Sprache, die sich aus dem Sanskrit entwickelt hat und von den Brahmanen und Chhetris, die von Indien her in das Land eingewandert sind, mitgebracht wurde.
Zahlreiche Angehörige anderer Volksgruppen in den Bergen sprechen Nepali nur als zweite Sprache und im Terai ist es unter der eingesessenen Bevölkerung sogar weitgehend unbekannt. Insgesamt zählen jedoch zu der Gruppe der indo-arischen Sprachen elf Sprachen und Dialekte, die von rund 80 % der Gesamtbevölkerung gesprochen werden. Bei einem Vergleich zwischen Nepali sprechenden Gruppen der Brahmanen, Chetris und Thakuris mit anderen Sprachgruppen wird die einzigartige Streuung offensichtlich. Keine andere Sprachgruppe ist in dem Himalaya-Land so weit verbreitet.
Die bevorzugt im östlichen Terai beheimateten Einwohner indischer Abstammung, die seit 200-300 Jahren und noch immer zuwandern, bilden die zweitgrößte geschlossene Sprachgruppe. Sie sprechen die den gegenüberliegenden indischen Gebieten entsprechenden Sprachen Maithili (11 %), Bhojpuri, bzw. Bihari (8 %), Adabdi, Bengali und Hindi, aber kein Nepali.
Englisch fungiert als "lingua franca" der nepalesischen Elite und wird als Fremdenverkehrssprache gesprochen und verstanden. Über die Flüchtlinge aus Tibet findet auch Tibetisch eine gewisse Verbreitung. Hindi, die Nationalsprache Indiens wird aufgrund seiner Verwandtschaft, aber auch durch Arbeitsmigration und indische Medien, häufig verstanden.
Das Gebiet des heutigen Nepals ist reich an religiöser Geschichte. Lumbini (im Distrikt Rupandehi im Terai) ist der Geburtsort Buddhas, was dazu führte, dass das Land über viele Jahrhunderte buddhistisch war. Das ist auch der Grund, warum das Land noch heute stark durch sein buddhistisches Erbe geprägt ist. Dennoch ist die Religion der Mehrheit der Bevölkerung der Hinduismus. Nepal bezeichnet sich stets als "einziges Hindu-Königreich der Erde" mit einem König, der als Inkarnation Vishnus - eines der drei hinduistischen Hauptgötter – verehrt wird.
Insgesamt lässt sich daher verallgemeinern, dass der Hinduismus und in geringerem Maße der Buddhismus und mit unter der Islam weitestgehend die Lebens- und Denkweise des Volkes bestimmen.
86,5 % der nepalesischen Bevölkerung sind Hindus. Buddhisten machen mit 7,8% die zweitgrößte Religionsgemeinschaft aus. Die Mehrheit der geflüchteten Tibeter mit ihrem lamaistisch-buddhistischen Hintergrund schamanistischer Prägung, hat sich inzwischen sozial in die nepalesische Gesellschaft integriert, grenzt sich kulturell und religiös jedoch von der hinduistischen Mehrheitsgesellschaft ab.
3,2% der Bevölkerung bekennen sich zum Islam, sie leben zu 90% im Terai. 1,7% der Einwohner Nepals gelten als Kirati – einer Mischung aus hinduistischen und lamaistischen Vorstellungen.
Christen (0,17%), Jainas (0,04%) sowie Sikhs sind die "anderen Religionen".
Nach der Verfassung von 1990 (Artikel 19) unterliegt die Religionsausübung dem Hindu-Staat-Prinzip und entspricht ganz dem hinduistischen Verständnis von Religion (in Nepali: dharma).
Jeder Bürger hat das Recht zum Bekenntnis und zur Ausübung der ererbten Religion in ihrer traditionellen Weise. Der religiöse Frieden wird durch eine pax hindica (Vgl.: W. Donner S.223) propagandiert, die Missionieren und freien Übertritt zu einer anderen Religionsgemeinschaft offiziell verbietet. Die bedeutende Rolle des Hinduismus als System sozialer Ordnung macht das Missionierungsverbot verständlicher, wenn bedacht wird, dass eine "abtrünnige" Person in dieser Gesellschaft, wo jeder seinen religiös vorgegebenen Platz hat, quasi ins Leere fällt.
Die Gesellschaft ist stark dörflich geprägt und angesichts der Tatsache, dass sich das Land erst seit 1951 für die übrige Welt geöffnet hat, findet seither eine immense Umbruchsphase statt.
Dennoch ist der Kern des sozialen Lebens weiterhin die Familie, die im Terai allgemeinen eine Großfamilie ist, aber in den höheren Bergregionen durchaus auch als Kleinsthaushalt vorkommt. Im Durchschnitt kann angenommen werden, dass der Wohnraum eines Zimmers, (max. zwei) 5,8 Menschen Platz bietet (Vgl.: W. Donner, S.271). Eine nepalesische Frau bekommt im Durchschnitt zwischen vier und fünf Kinder (1999), womit das Land über dem südasiatischen Durchschnitt liegt.
Die Hochzeitsrituale gestalten sich sehr traditionell.
Der tonangebende, zumeist älteste Mann der Familie spielt eine wichtige Rolle. Er nimmt entscheidenden Einfluss auf das Leben seiner Familienmitglieder.
Das Staatsoberhaupt und die Regierung stossen mit ihrer Familienplanungspolitik nicht auf erbitterten Widerstand der Geistlichkeit. Das begünstigte bisher allerdings dennoch kein Gleichgewicht zwischen Bevölkerungswachstum und Nahrungsaufkommen.
Seit 1982 ist die Nationale Bevölkerungskommission (NCP) nach der Abspaltung von der Nationalen Planungskommission eine unabhängige Institution. Die Zahl der männlichen Benutzer von Verhütungsmittel wächst seither mit jedem Jahr in einer Gesellschaft, die Verhütung stets Frauen überließ.
Alte Menschen sind sehr geachtet und werden mit Respekt behandelt. Obwohl die Modernisierung der vergangenen Jahrzehnte die gesellschaftlichen Unterschiede zum Teil verändert hat, sind weiterhin Mitglieder der traditionell einflussreichen Großgrundbesitzerfamilien - insbesondere der Königsfamilie – und gebildete Stadtbewohner in den wichtigen Schlüsselstellungen des Landes überproportional vertreten.
Seit der ersten Schulgründung im Jahre 1859, der Durbar School in Kathmandu, die nur den Angehörigen des herrschenden Rana-Regimes zur Verfügung stand hat, sich die Lage quantitativ eindrucksvoll verbessert.
Am Ende der Rana-Herrschaft im Jahre 1951 betrug die Analphabetenrate 98 Prozent. Heute sind es bei den über 15-jährigen nicht mehr als 72%. Sie liegt die der Männer mit ca. 30 % höher als die der Frauen mit max. 18%.
Der Unterschied zwischen Stadt und Land ist ebenfalls von Bedeutung. Kathmandu und die unmittelbare Umgebung hat im Bildungsbereich einen enormen Vorsprung gegenüber dem Landesdurchschnitt. Frauen auf dem Land haben oft die höchste Analphabetenrate, da sie durch die agrarisch-patriarchalischen Gesellschaftsordnung benachteiligt sind. Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich das nur um wenige Prozent geändert. Im südasiatischen Kontext liegt Nepal bei landwirtschaftlicher Kinderarbeit (Kinder zwischen 5 und 14 Jahren) sogar vor Bangladesch, Pakistan oder Sri Lanka.
Ca. 7,0 % des nepalesischen Haushaltes werden für Bildung ausgegeben. Das gegenwärtig dreistufige Ausbildungssystem besteht in seiner Form seit 1971. Es sieht eine fünfjährigen Grundschulausbildung (die Primarstufe) mit einer Schulpflicht für Kinder zwischen dem sechsten und zehnten Lebensjahr vor. Die folgende, ebenfalls fünfjährige Sekundarstufe - ab dem elften Lebensjahren – besteht aus zwei Phasen, wovon die zweite über drei Jahren läuft.
Der Besuch vom ersten Schuljahr bis zur sechsten Klasse an staatlichen Schulen ist gebührenfrei.
Seit 1975 ist Nepali landesweite Unterrichtssprache.
Die Schüler-Lehrer-Relation im Primarschulbereich liegt bei 1:39 und im oberen Sekundarbereich bei 1:20. Die Einschulungsrate bei Kindern im Sekundarschulalter wird mit weniger als 45% beziffert.
Es gibt zwei staatliche Universitäten (die 1959 gegründete Tribhuvan-Universität in Kathmandu und die 1986 gegründete Mahendra Sanskrit Viswavidyalaya in Beljhundi, Dang) sowie eine private Universität.
Es gibt ein staatliches Programm zur Bekämpfung des Bildungsnotstandes in der Bevölkerung. In so genannten Bal-Shiksha-Schulen, soll z.B. Mädchen in neun Monaten eine Grundbildung geboten werden. Das Cheli-Beti-Programm hat allerdings nur geringfügige Erfolge zu verzeichnen.
Sofern in den ländlichen und entlegenen Gebieten überhaupt Schulen vorhanden sind, decken diese, insbesondere im Hinblick auf Ausstattung und Wissensvermittlung allenfalls Grundbedürfnisse. Lehrer sind oft nicht ausreichend ausgebildet.
Insgesamt ist es kaum verwunderlich, dass wohlhabendere Eltern sich um die wenigen bevorzugten renommierten Privatschulen bemühen und durch deren geringe Zahl an freien Plätzen sogar ihre Sprösslinge zu Privatschulen nach Indien schicken. Das könnte langfristig gesehen zu einer sozialen Polarisierung innerhalb der Gesellschaft führen, was aber insgesamt in südasiatisches Problem ist.
Im Gesundheitswesen steht Nepal im internationalen Vergleich schlecht da. Etwa 4,5% des Staatshaushaltes fließen in die medizinische Versorgung der Bevölkerung.
Einige Zahlen veranschaulichen den Zustand des Gesundheitswesens: Auf einen Arzt fallen ca. 16.600 Einwohner, und bei den 50 in Nepal - zumeist in den Städten - praktizierenden Zahnärzten kommt derzeit auf mindestens 400.000 Einwohner ein Zahnarzt.
Der Unterschied zwischen städtischer und ländlicher Versorgung ist auch hier gravierend. Es fehlt insbesondere auf dem Land an Ärzten. Die Bevölkerung ist daher noch in hohem Maße auf die Selbstversorgung durch traditionelle – oft auch ayurvedische Praktiken angewiesen.
Die Regierung versucht mit der Einrichtung von Gesundheitsstationen (sub-health posts) in ländlichen Gebieten seit Anfang der 1990er Jahre der gesamten Bevölkerung ein Mindestmaß an grundlegenden Gesundheitsdiensten zugänglich zu machen.
Die Kindersterblichkeit lag 1995 bei 11,4 % und ist hauptsächlich auf Diarrhöe-(Durchfall-)Krankheiten zurückzuführen. Zu den verbreitetsten Krankheiten zählen vor allem Erkrankungen des Magen- und Darmkanals, parasitäre bzw. Wurmkrankheiten, Tuberkulose, Schilddrüsenerkrankungen, Augenkrankheiten, ferner Lepra. Die Pocken wurden vollständig ausgerottet.
In der Bekämpfung von Malaria wurden große Erfolge erzielt.
Südasien ist die Weltregion in der sich HIV/Aids am schnellsten ausbreitet (in Indien hat sich die Zahl der infizierten zwischen 1994 und 98 verdoppelt). In Nepal waren im September 1995 372 Aids-Fälle registriert, bereits 1999 lag der Anteil an infizierten Erwachsenen in der Bevölkerung bei 0,29 Prozent.
Bis zu 80 Prozent überträgt sich die Krankheit in dem Himalaya-Land durch ungeschützten Geschlechtsverkehr. Insbesondere die Zahlen über die Infizierten in der Altersgruppe zwischen 15 und 25 Jahren sind alarmierend. Dieser Altersgruppe (Risikogruppe) ist allein ein drei Viertel aller Infizierten zuzuordnen.
Der im allgemeinen unbefriedigende Gesundheitszustand und die geringe Lebenserwartung - durchschnittlich lag sie 1999 bei 57 Jahren - haben vorrangig ihre Ursachen in Überbevölkerung, Umweltbelastung, verseuchtem Wasser, Herz- und Kreislaufkrankheiten, Tuberkulose, Krebs, Hepatitis, Unter- und Mangelernährung und ansteckenden Krankheiten.
Die Sterberate lag 1998 bei 1,2 Prozent.
Dennoch scheint die Gesundheitsfürsorge sich wesentlich verbessert zu haben, denn trotz einer gleich bleibenden Geburtenrate, zurückgehender Mütter- und Kindersterblichkeit und der wachsenden Lebenderwartung gelang es der Bevölkerung sich innerhalb der letzten 26 Jahre zu verdoppeln.
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