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Auch das Weltsozialforum in Mumbai hat diese Frage nicht geklärt. Stattdessen sorgte ausgerechnet eine der Integrationsfiguren für eine der raren Kontroversen: Die Eröffnungsrede der indischen Autorin Arundhati Roy - die als eine der wenigen auch auf dem radikaleren Paralleltreffen Mumbai Resistance sprach - hat gezeigt, wie weit wichtige politische Positionen in der Szene auseinanderklaffen.
Für Wirbel sorgte nicht nur Roys Formulierung, das Weltsozialforum müsse sich "als im Krieg befindlich begreifen". Dies müsse man "symbolisch" verstehen, bat Sven Giegold von Attac-Deutschland um Verständnis - das sein Mitstreiter Philip Hersel in anderem Zusammenhang jedoch nicht mehr aufbringen wollte. Roy hatte in ihrer Ansprache auch gefordert, den irakischen Widerstand gegen die US-Besatzung nicht nur zu unterstützen - das Weltsozialforum müsse vielmehr selbst Teil dieses Widerstandes werden. Kritik kam prompt vom deutschen Attac-Netzwerk, wo man eine grundsätzliche Unterstützung für falsch hält. Schließlich seien gewaltfreie Aktionen nicht gerade "die typische Widerstandsform in Irak".
Der Verweis auf das Prinzip der Gewaltfreiheit traf in Mumbai nicht immer auf Zustimmung. NGO-Vertreter wie Nicola Bullard und Walden Bello von "Focus on the Global South" unterstützten ebenso ein Recht der Iraker auf gewaltsamen Widerstand wie Christophe Aguiton vom französischen Attac-Beirat. Arundhati Roy wiederum bemühte sich nach ihrer Rede um Klarstellung: Ihr Plädoyer habe sich nur auf gewaltfreie Formen bezogen.
Gewalt, Gegengewalt, Gewaltfreiheit - die Debatte hat längst nicht nur beim derweil beendeten Treffen der Globalisierungskritiker interessiert. Auch in der hiesigen Friedensbewegung schwelt eine Auseinandersetzung darüber, wie weit Widerstand gegen Besatzer gehen darf. Und einigen ist das Bekenntnis zum gewaltsamen Vorgehen "antiimperialistischer Befreiungsbewegungen" gar zur "Gretchenfrage" für die Linke geraten.
Wichtiger aber dürfte sein, dass sich die Debatte um ein Gut-Böse-Schema dreht, in dem allein das irakische Volk und die USA eine Rolle spielen. Mancherorts ist so der Eindruck entstanden, globalisierungskritisches Engagement sei auf den Kampf gegen Washingtons Hegemoniepolitik beschränkt. Roys Rede dürfte solche Befürchtungen eher verstärkt haben.
Quelle: Dieser Beitrag erschien am 22. Januar 2004 in der Tageszeitung "Neues Deutschland".
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