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Er ließ die buddhistischen Glaubensgrundsätze in Felsedikten und auf Monolithsäulen einmeißeln und verbreitete so die Lehre und Moral des Buddha über den ganzen Norden des Landes. Diese Inschriften zählen zu den ältesten Schriftdenkmälern Indiens, die Säulen selbst zu den frühesten und bedeutendsten Kunstwerken der Maurya-Zeit. Über einem bis zu 15 m hohen, glänzend polierten Sandsteinschaft erhebt sich ein Kapitell mit Tierdarstellungen.
Von den zahllosen Stupas und Klöstern, die Ashoka in Auftrag gegeben hat, ist kaum etwas überliefert. Erhalten ist jedoch eine stattliche Anzahl von Terrakottafiguren, die den Beginn der indischen Kunst und deren Entwicklung widerspiegeln. Anfangs vollständig mit der Hand geformt, trifft man in einer entwickelteren Phase Figuren, oft Frauen, die teils mit einem Modell, teils handgeformt sind.
Auch die nachfolgende Kunst der Shunga-Zeit (2. - 1. Jh. v. Chr.) hat bedeutende Werke, zu denen die Zaunreliefs der buddhistischen und jinistischen Stupa-Anlagen zählen, hervorgebracht. Die sehr flach geschnitzten Reliefs von Bharhut zeigen Legenden aus dem Leben oder den Vorgeburten des Buddha. Zwei weitere bedeutende Stupa-Anlagen mit zahllosen Steinreliefs sind die von Sanchi, die noch verhältnismäßig vollständig in situ erhalten sind, und die von Amaravati im Süden des Landes, die zwischen dem 1. Jh. v. Chr. und dem 3. Jh. v. Chr. entstanden sind.
Ab der Zeitenwende schufen die drei großen Religionen Indiens ihre Götterbilder in Stein. Um ihrer kultischen Verehrung Ausdruck verleihen zu können, entwickelten die Buddhisten das Buddha-Bild, die Hindus die Ikonographie ihrer Hauptgötter Shiva und Vishnu und die Jainas Darstellungen ihrer Religionsstifter. Zwei weit entfernt voneinander gelegene Orte zeichnen sich nun durch besonders hohe Produktivität aus: Gandhara und Mathura. Gandhara, auf dem heutigen Gebiet von Pakistan und Afghanistan gelegen, galt vom 1. bis 6. Jh. n. Chr. neben Mathura als heilige Region, besonders des Buddhismus. Die zweihundertjährige griechisch-baktrische Herrschaft hat die künstlerische Stilentwicklung Gandharas entscheidend geprägt. Es entwickelte sich hier eine merkwürdige Mischkunst aus griechisch-römischer Formgebung und buddhistischen Inhalten. Neben stehenden und sitzenden Bodhisattva- und Buddhafiguren aus grauem bis grünem Schiefer entstanden in großer Anzahl szenische Reliefs, die das Leben des Buddha darstellten. Daneben haben die Künstler zwischen dem 4. und 6. Jh. n. Chr. auch in Stuck und Terrakotta gestaltet. Die wegen ihrer Größe beeindruckendsten Skulpturen Gandharas sind die beiden aus Stein gemeißelten Buddhas von Bamiyan, einer 53, der andere 35 m hoch.
Mathura, zwischen Delhi und Agra am Ufer des heiligen Flusses Yamuna gelegen, war in der Kushana- und Gupta-Zeit die bedeutendste Kunstschule Nordindiens. Hier sind sowohl die frühen Buddha- und Jina-Bildnisse als auch hinduistische Bildwerke in dem typischen rötlichen, weißgefleckten Sandstein entstanden. Imposant sind überlebensgroße stehende Figuren, so der von dem Mönch Bala um 100 n. Chr. gestiftete Buddha, der mit seiner Höhe von 2,5 m herrschaftliche Macht ausstrahlt.
Unter der Herrschaft der Gupta-Könige wurden in einer vergleichsweise friedvollen Zeit in Mathura und Sarnath die schönsten Skulpturen und Malereien der indischen Kunst geschaffen. Obwohl auch hier nur religiöse Bildwerke überliefert sind, gibt die Dichtkunst zahlreiche Hinweise darauf, daß die höfische Kultur auch Weltliches hervorgebracht haben muß. Offensichtlich ist, daß der Gupta-Stil charakteristische Architekturformen und Motive der Kushana-Zeit übernommen hat. Doch verliert sich schon bald das Untersetzte und Steife der Figuren. Verfeinerte Gesichtszüge und idealisierte Körperformen werden hervorgehoben, dem Schönheitsideal des Goldenen Zeitalters, das nach vollen Lippen, mandelförmigen Augen und Spirallocken verlangte, entsprechend. Zum charakteristischen Merkmal der Gupta-Zeit schließlich wird die dreifache Körperbeugung (tribhanga).
Aber nicht nur die Plastik, auch die Malerei gelangte im Goldenen Zeitalter zu voller Blüte. In den Höhlenklöstern von Ajanta in Maharashtra, in Bagh und Sigiriya in Sri Lanka wurden die ältesten Zeugnisse buddhistischer Höhlenmalerei geschaffen.
Bald nach der Gupta-Zeit entstand im ganzen Land eine verwirrende Vielfalt lokaler Schulen. Zu den großen Herrschergeschlechtern des 6. - 9. Jh. n. Chr. gehören die Pallava und die Chalukya, die das östliche Südindien und den Dekkhan dominierten. Ihre Skulpturen beeindrucken durch schlichte Monumentalität. Im 8./9. Jh. n. Chr. wurden sie im Süden von den Chola abgelöst, die während ihrer mehr als 400 Jahre andauernden Herrschaft neben Steinskulpturen außerordentlich kunstfertig gegossene Bronzen hervorbrachten.
Überaus produktiv waren auch die Werkstätten im östlichen Indien, in dem die Dynastien der Pala und Sena vom 8. bis 13. Jh. herrschten. Hier hatten Hinduismus und Buddhismus nebeneinander existiert, was die große Anzahl der zutage getretenen Steinskulpturen bezeugt.
Im 13. Jh. kommt die Produktion von Bildwerken durch den sich schnell ausbreitenden Islam in weiten Teilen des Subkontinents zum Stillstand. Dafür erlebt die Miniaturmalerei des Moghulhofes in der zweiten Hälfte des 16. Jh. unter Kaiser Akbar ihre erste Blütezeit. Hauptthemen der Darstellungen sind Ereignisse des Hofes und ihrer Persönlichkeiten. Neben Einzelporträts von Herrschern und Würdenträgern werden höfische Vergnügungen wie Empfänge, Musik- und Tanzvorführungen gezeigt.
Die eigentliche indische Malerei, die sich inhaltlich und stilistisch von der Moghulmalerei unterscheidet, ist in den Fürstentümern Rajasthans, des Himalaya-Gebietes und Zentralindiens entstanden. Neben Bildern zur Krishna-Legende entstehen hier die berühmten Ragamala-Miniaturen, personifizierte musikalische Stimmungen, sowie Monatsbilder.
Quelle: Dieser Text erschien im Original in: Fragen zu Indien? Eine Sonderausgabe des Informationsheftes der Deutsch-Indischen Gesellschaft Berlin mit Einführungen in ausgewählte Sachgebiete, hrsg. von der DIG Berlin, Juni 2001, S.10ff.
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