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Because religion is not a branch of belief, but rather truth is the root of religion. 1
Nicht nur der Hinduismus erlebte im 19. Jahrhundert eine Renaissance, die von berühmten Reformern wie Ramakrishna, Vivekananda oder Dayanand Saraswati gestaltet wurde, auch der südasiatische Islam wurde in dieser Zeit heftig diskutiert, kritisiert und reformiert. In den Motiven für ihren Reformeifer ähnelten die muslimischen Intellektuellen ihren hinduistischen Mitstreitern, denn auch sie wollten vor allem eine Antwort auf die Frage finden, wie ihre Glaubensbrüder auf die Herausforderungen der modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse reagieren und sich auf die Anforderungen einer sich neu formierenden Gesellschaft vorbereiten sollten. Das veränderte politische Umfeld und der damit verbundene soziale Wandel waren im Verständnis der Reformer aufs engste mit den Dogmen des Glaubens verknüpft, die deshalb einer Revision unterzogen werden mussten.
Unter der Ägide der Moguln hatte die Elite der muslimischen Bevölkerung besonderen Schutz genossen und der Verwaltungsapparat sowie das Rechtswesen waren in dieser Zeit stets eine Domäne der muslimischen Minderheit gewesen. Mit dem schleichenden Niedergang des Mogulreichs und der Machtübernahme der Briten schwand dieser Vorteil gegenüber der hinduistischen Mehrheit zunehmend. Besonders das Ersetzen des Persischen als offizieller Verwaltungs- und Rechtssprache durch das Englische in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts führte zu einem nachhaltigen Schock unter diesen Muslimen und zwang sie, sich den Anforderungen der Kolonialherren zu beugen, oder eben ihre angestammte, einflussreiche Rolle innerhalb der indischen Gesellschaft zu riskieren.
Ein typischer Vertreter dieser muslimischen Elite, die sowohl Einfluss als auch Wohlstand besaß und beides zu verlieren fürchtete, war Sir Sayyid Ahmad Khan (1817-1898).
Hineingeboren in eine einflussreiche Familie und in seinen religiösen Vorstellungen vom Sufismus beeinflusst, wurde Sayyid Ahmad Khans religiöse Reformorientierung durch zahlreiche Veröffentlichungen schon früh sichtbar. Von Hause aus hatte er eine exzellente islamische Bildung, die das Erlernen der Koranexegese, des Arabischen sowie der Astronomie einschloss, genossen, sich aber vor allem durch die engen Kontakte seiner Familie zur East India Company (EIC), für den Dienst dort profiliert. Er begann 1837 in der Verwaltung zu arbeiten, stieg in der Hierarchie der Kolonialbehörde rasch auf und war bei Ausbruch des Aufstands 1857 in Bijnor nordöstlich von Delhi stationiert. Wie viele Muslime in britischen Diensten, brachte der Aufstand einer Allianz indischer Militärs mit Vertretern der alten Elite gegen die Briten auch Sayyid Ahmad Khan in Loyalitätskonflikte, die er aber durch die Rettung britischer Kollegen vor den Übergriffen der Aufständischen zu Gunsten seiner Arbeitgeber entschied. Auf der Seite der Aufständischen kämpften einige seiner engsten Freunde, zu den Opfern zählten Mitglieder seiner eigenen Familie.
Der Aufstand wurde für Sayyid Ahmad Khan zu einem einschneidenden Erlebnis, das Bild der Briten von ihren muslimischen Untergebenen noch düsterer. Sie wurden pauschal der Illoyalität gegenüber der britischen Regierung bezichtigt. Durch die zunehmende Distanzierung der Briten in dem nun als Kronkolonie verwalteten Indien wurde die gesellschaftliche Stellung der muslimischen Elite noch prekärer. Sayyid Ahmad Khan wurde allerdings keine Illoyalität vorgeworfen, sondern von den Briten wurde er für seine Verdienste während des Aufstands sogar geadelt.
Dem Vorwurf der Illoyalität gegenüber seinen Glaubensbrüdern versuchte er mit gegenseitiger Aufklärung zu begegnen. Seine muslimischen Brüder versuchte er davon zu überzeugen, dass die Briten trotz ihrer Arroganz ein bewundernswertes Volk seien. Den Briten versuchte er zu beweisen, dass die muslimische Elite nicht nur loyal, sondern auch besonders wichtig für ihren Machterhalt war. Zu diesem Zweck veröffentlichte er gleich nach dem Aufstand in Urdu und Englisch An Essay on the Causes of the Indian Revolt (London, 1860), in dem er beide Seiten kritisierte (die Briten für ihre rassistische Haltung) und zu gegenseitigem Respekt aufforderte.
Obwohl Khan schon zuvor an den Vorrang der Briten gegenüber den Indern geglaubt hatte, überzeugte ihn eine Englandreise 1870 restlos von deren technischer und moralischer Überlegenheit, die ihre Kolonialherrschaft in Südasien rechtfertigte. Khan war sich sicher, dass nur die Kenntnis der Errungenschaften der Europäer es der Elite der indisch-muslimischen Gemeinschaft in Zukunft ermöglichen würde, an der Fortschrittlichkeit einer neuen, westlich geprägten Gesellschaft in Südasien partizipieren zu können.
Aufgrund dieser Überzeugung hielt es Khan für überaus wichtig, sich mit den kommenden Herrschern zu verbünden und so der Hindumehrheit zu begegnen. Seine Ansichten zur Unterschiedlichkeit von Hindus und Muslimen sind von Vertretern eines separaten Muslimstaats Anfang des 20. Jahrhunderts als eine frühe Version der Zwei-Staaten-Theorie vereinnahmt worden, führten Ende des 19. Jahrhunderts aber vor allem zu Sayyid Ahmad Khans Ablehnung des Indian National Congress (INC) als einer Organisation der Hindumehrheit.
Westliche Bildung und die Kenntnis der englischen Sprache, die in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts zur Verkehrssprache Britisch-Indiens erklärt worden war, erkannte Khan als die Schlüsselqualifikationen für die einflussreichen Posten der neuen Gesellschaft. Diese Überzeugung schlug sich in seinem Bildungsengagement nieder, welches 1877 in der Gründung des berühmten Muhammadan Anglo-Oriental College in Aligarh mündete.
Da sie die Glaubensgrundsätze des Islam für unvereinbar mit den naturwissenschaftlichen, philosophischen und literarischen Entwicklungen Europas hielt, lehnte jedoch der orthodoxe Teil der muslimischen Bevölkerung "westliche" Bildung ab. Ein anderer Teil begann aus eben derselben Überlegung heraus, den Islam abzulehnen und sich gen Westen zu öffnen. Beiden Gruppen wollte Sayyid Ahmad Khan mit seiner Islamneuinterpretation zu einem besseren Verständnis des Islam verhelfen.
Die neue Generation, die sich die neue Bildung längst angeeignet hatte, wollte Khan mit seiner Neuinterpretation von der Rationalität des Islam überzeugen und sie so für die Glaubensgemeinschaft erhalten. Kurz gesagt: die neue Muslimelite sollte im neuen System erfolgreich sein, gleichzeitig aber gläubig bleiben können. Umgekehrt sollte seine Interpretation des Korans auf naturwissenschaftlicher Basis auch strenggläubigen Muslimen den Zugang zu westlicher Bildung eröffnen.
Um die Ressentiments beider Gruppen zu beseitigen, versuchte Ahmad Khan den Koran auf Grundlage logischer Beweisführung neu zu interpretieren und so die empfundene Unvereinbarkeit von modernem Wissen und Glauben aufzuheben. Als Repräsentant der muslimischen Elite ging es Khan dabei ausschließlich um die Wettbewerbsfähigkeit der jungen Generation seiner sozialen Klasse. Keinesfalls wollte er denjenigen, die niemals zuvor Zugang zu Bildung und reformatorischen religiösen Ideen hatten, diesen nun ermöglichen. 2
Um seinem Anspruch gerecht zu werden, legte Khan 1870 eine Interpretation des Korans vor, die zum einen die grundlegenden, ewigen Prinzipien des Islam offen legte und ihn zum anderen von "abergläubischen irrationalen Tendenzen" befreite, indem er einen rationalistischen Blick auf die religiösen Vorschriften etablierte. 3 Dies gelang ihm vor allem durch die Trennung der Koranvorschriften in solche, die sich auf soziale und solche, die sich auf religiöse Themen beziehen. Er argumentierte, dass nur die religiösen Vorschriften den ewig wahrhaftigen Kern des Korans ausdrücken, wohingegen sich die sozialen Vorschriften im stetigen Wandel befänden. Die Polygamie beispielsweise sei zwar nicht rundheraus abzulehnen, die geringe Zahl derjenigen, die diese jedoch im Indien des 19. Jahrhunderts praktizierten, beweise ihren unzeitgemäßen Charakter. Auch das Abschlagen der Hand eines Diebes sei nur in solchen Gesellschaften vertretbar, die sich ein "zivilisiertes Gefängnissystem" nicht leisten könnten. All diese Verhaltensregeln und Rechtsvorschriften müssten an die aktuelle Situation angepasst und gegebenenfalls aufgehoben werden, befand Khan. Mit anderen Worten hielt er eine konservative, wortwörtliche Interpretation der sozialen Vorschriften für nicht zeitgemäß, da ihre Referenzebene stets die historische Situation zur Entstehungszeit des Koran bliebe, sich die Ansprüche an den Glauben seitdem aber massiv verändert hätten.
Den neuen Ansprüchen und vor allem dem Zweifel der naturwissenschaftlich Geschulten innerhalb und außerhalb der muslimischen Gemeinschaft begegnete Ahmad Khan, indem er Begriffe wie Vernunft, rationales Denken oder Naturgesetzlichkeit in den religiösen Kontext integrierte. Er wollte damit beweisen, dass der Islam den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen nicht widersprach, sondern sich im Einklang mit ihnen befand, ja mit ihnen identisch sei.
Sein Hauptargument hier war die Kongruenz zwischen Gottes Wort, dem Koran und Gottes Werk, der Natur, die selbstverständlich den Menschen einschloss. Obwohl Gott auch bei Khan der Ursprung von allem ist, hat er keine weitere Funktion, als das Gesetz von Ursache und Wirkung als Basis der ebenfalls von ihm erschaffenen Natur in Gang zu setzen. Die Konstruktion eines passiven Gottes in einer Religion, die ihren Gott stets als omnipotent und permanent handlungsfähig konzipiert hat, ist einer der zentralen, nie gelösten Widersprüche in Khans Denken geblieben. 4
An dieser Stelle integrierte Khan als ein weiteres Element die menschliche Vernunft, die damit nicht im Widerspruch, sondern in Harmonie mit Gottes Willen gebraucht werden kann. Die Vernunft, durchaus im Sinne der europäischen Aufklärung verstanden, ist dem Menschen ebenso wie der Glauben auch von Gott eingepflanzt worden, um ihm die Möglichkeit zu positiver Entwicklung und Verständnis für die Welt zu ermöglichen. Der Mensch, in das Spannungsfeld von Natur und Religion gestellt, ist potentiell in der Lage, durch sein rationales Denken die Gesetzmäßigkeiten der Natur zu erfassen und zu erkennen, dass die Gültigkeit der im Koran festgehaltenen ewigen Wahrheiten in der Übereinstimmung mit Naturgesetzen liegt. Khan ging sogar so weit, die Natur (auch die menschliche) zum Maßstab jeglicher Religion zu erheben. Denn nur die Religion, die mit dem in der Natur wirkenden Gesetz von Ursache und Wirkung in Übereinstimmung ist, bezeichnete Khan als wahrhaftige Religion, da sie als Gottes Wort mit Gottes Werk harmoniert. Weil er der Natur eine derart dominierende Rolle in seinem System zugewiesen und dadurch Gott selbst an einen Ort außerhalb des Systems verbannt hat, wurden Khan und seine Anhänger von ihren Zeitgenossen als Naturalisten bezeichnet.
Die Kongruenz von menschlicher Vernunft und Natur führte Khan im Weiteren zu dem Schluss, dass nichts, was der Mensch mittels seines Denkens in der Schöpfung erkennt und nichts, was er in Bezug auf die Religion denkt, ihn von Gott entfernen kann. Diesem Konzept widerspricht der Wunderglaube vieler religiöser Schriften, die daraufhin von Khan auch rational gedeutet bzw. abgelehnt werden. Nach seinem Dafürhalten widerspricht der Glaube an Wunder, der vor allem in die Überlieferung des Prophetenlebens (Hadith) Einzug gehalten hat, nicht nur dem Gesetz der Natur, sondern eben auch Gott selbst als Stifter des Systems. Aber nicht nur Wunderglaube, sondern auch die Vorstellungen von Geistern, Engeln und dem Satan sind in Khans rationalem Universum nicht vorgesehen. Nach gründlicher Exegese der heiligen Schriften (Tafsir) kam er zu der Erkenntnis, dass die meisten Hadithe keine verlässlichen Quellen des Glaubens seien und dass letztlich nur der Koran als solche angesehen werden könne. Nicht pittoreske Details und abenteuerliche Episoden, sondern nur die essentiellen Wahrheiten machen in Khans puristischer Deutung den Koran aus.
Khan hatte die Maßstäbe und die Methodik seiner Islaminterpretation der abendländischen Wissenschaftstradition entliehen und mit ihr vor allem auch die Anerkennung der westlichen Welt gesucht. Diese bekam er, aber unter seinen eigenen Glaubensbrüdern blieb die Rezeption und Diskussion seiner religiösen Reformideen auf einen kleinen Kreis beschränkt. Kritik kam dabei kaum von Gegnern der modernen Bildung oder Muslimen, denen die Anpassung an die Vorschriften der Briten schwer fiel, sondern überraschenderweise von Muslimen mit westlicher Bildung in britischen Diensten. Seine beiden Hauptgegner waren Hajji 'Ali Bakhsh Bada'uni und Hajji Imdadu'l -'Ali, die beide für die Briten arbeiteten. Sie kritisierten die untertänige Anpassung an die britische Kultur und Ali Bakhsh, der der Barelwi–Bewegung nahe stand, ging sogar soweit, 1873 eine Fatwa (Rechtsgutachten) gegen Khan anzufordern, die ihn als Kafir, als Ungläubigen verurteilte. 5
Im Fokus ihrer Anklage stand dabei das 1875 von Khan gegründete Aligarh–College, wo die Studenten sich westlich kleideten, britischen Sport, wie beispielsweise Tennis, trieben und gesellschaftliche Umgangsformen für eine erfolgreiche Laufbahn im britischen Dienst übten. Als eine Verleumdung "muslimischer Traditionen" und Verlust eines authentischen Islamverständnisses wurde die Glaubenspraxis in Aligarh von Khans Gegnern verurteilt, während er selbst hoffte, dass die Studenten gerade durch die Orientierung an britischen Vorbildern zu einem besseren Verständnis des Islam kommen würden. Offensichtlich dachte Khan dabei an eine reformierte, rationalisierte Interpretation des Islam, während seine Kritiker eine orthodoxe Auslegung im Auge hatten. Überhaupt war Religion ein sehr wichtiger Bestandteil der Schule - deren architektonisches Vorbild Cambridge war -, aber nicht Khans eigenes Islamkonzept, sondern eine generell reformatorische Richtung des sunnitischen Islam bildete die Basis der religiösen Erziehung in Aligarh.
Mit dieser Schule schuf Khan eine Kaderschmiede für die ehemalige und zukünftige muslimische Elite, die ihren Bedeutungsverlust durch die Anpassung an britische Vorbilder wettmachen und der es dadurch ermöglicht werden sollte, in Zukunft an der Macht der Kolonialherren zu partizipieren.
Von britischer Seite aus wurden diese Bemühungen von Anfang an finanziell sowie personell großzügig unterstützt, da ihre Basis die Loyalität gegenüber der britisch-indischen Regierung war. Der damalige Vizekönig Lord Lytton (1875-1880) selbst legte 1877 den Grundstein für den Bau und hohe britische Beamte lehrten immer wieder an dem College, das zu einer der führenden Einrichtungen für höhere Bildung im kolonialen Indien gehörte.
Die Absolventen des Colleges, wie beispielsweise Liaquat Ali Khan, der spätere Premierminister Pakistans, prägten das Bewusstsein der vormaligen Größe ihrer Glaubensgemeinschaft zu Mogulzeiten und ihrer Schutzbedürftigkeit als Minorität der kolonialen Gesellschaft. In Kombination mit ihrer westlich geprägten Erziehung bildete dieses Bewusstsein die Grundlage für ihre zentrale Rolle in den verschiedensten politischen Initiativen der folgenden Jahre. Viele Begründer der Pakistan-Bewegung waren denn auch Absolventen des Aligarh-Collges, der späteren Aligarh Muslim University.
So gering der Einfluss seiner Islamneuinterpretation auf die religiöse Erziehung im Aligarh-College war, so gering war auch der Einfluss von Khans Ideen auf seine eigenen Glaubensbrüder.
Aber auch in die andere Richtung verfehlten seine religiöse Reformideen und seine Adaption westlicher Kultur ihre Wirkung, denn zum Ende des Jahrhunderts wurde deutlich, dass die Briten keinen Inder, und sei er noch so westlich angepasst und gebildet, als gleichwertig anerkannten. Darüber hinaus bewies die Niederlage im Hindi-Urdu Streit und die darauf folgende Aufnahme des Hindi als eine offizielle Sprache Britisch-Indiens, dass die Briten nicht gewillt waren, der muslimischen Minderheit besondere Unterstützung in ihrem Imperium zukommen zu lassen, wie es sich Sayyid Ahmad Khan immer gewünscht hatte. Enttäuscht durch diese Erkenntnis und beunruhigt durch die zunehmenden politischen Aktivitäten der Hindus, welche sich 1885 in der Gründung des INC manifestierten, starb Sayyid Ahmad Khan als gebrochener Mann. 6 Das Aligarh-College jedoch überdauerte die Zeit, in Gestalt der Aligarh Muslim University und entließ Absolventen, die vor und nach der Unabhängigkeit in Indien und Pakistan zu wichtigen Akteuren der Politik wurden.
[ 1 ] Muhammad, Shan (1972) (Hg.): Speeches and Writings of Sir Sayyid Ahmad Khan, S. 132
[ 2 ] Troll, Christian (1978): Sayyid Ahmad Khan. A Reinterpretation of Muslim Theology, S. 314
[ 3 ] Troll, Christian (1978): Sayyid Ahmad Khan. A Reinterpretation of Muslim Theology, S. 180 f.
[ 4 ] Metcalf, Barbara Daly (1982): Islamic Revival in British India: Deoband, 1860-1900, S. 323 f.
[ 5 ] Metcalf, Barbara Daly (1982): Islamic Revival in British India: Deoband, 1860-1900, S. 325
[ 6 ] Metcalf, Barbara Daly (1982): Islamic Revival in British India: Deoband, 1860-1900, S. 334
Dieser Beitrag gehört zum Schwerpunkt: Islam in Südasien .
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