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Als 1974 im südindischen Bundesstaat Kerala V.T. Nandakumars Roman Rantu penkuttikal ("Zwei Mädchen") erschien, brach er mit einem der größten soziokulturellen Tabus in Indien. Der Roman thematisiert eine lesbische Liebesbeziehung zwischen zwei jungen Mädchen. Meines Wissens ist es bis heute der einzige lesbische Roman in der Regionalsprache Malayalam geblieben. Glaubt man dem Vorwort des Autors zur Neuauflage, basiert die Geschichte auf einem realen Fall, der dem Autor im Zuge seiner journalistischen Tätigkeit begegnete. Als psychologischer Berater einer Zeitschrift hielt Nandakumar regelmäßigen Briefkontakt zu dem lesbischen Mädchen, das ihn kontaktiert und um Hilfe gebeten hatte und das später die Vorlage für die Protagonistin Girija wurde.
Während in Europa und Nordamerika die 70er Jahre die Blütezeit des Feminismus und der Lesbenbewegung darstellten, konnte hiervon auf dem indischen Subkontinent keine Rede sein. Weibliche Homosexualität war damals in Indien ein unsichtbares, totgeschwiegenes Phänomen. Wie Judith Butler formuliert, war "'Lesbianismus' zum Teil deshalb nicht ausdrücklich verboten, weil er nicht einmal in das Denkbare, Vorstellbare vorgestoßen war, in jenes Netzsystem kultureller Verständlichkeit, die das Reale und das Aussprechbare reguliert" (Kraß 2003: 154). Butler bezieht sich dabei zwar auf die generelle Unsichtbarkeit lesbischer Liebe in der Vergangenheit, und nicht explizit auf nicht-westliche Kulturen, doch ihre Aussage kann auch auf den indischen Kulturkreis und die Gegenwart übertragen werden.
Selbst der Begriff 'lesbisch' war zur damaligen Zeit weitgehend unbekannt, wie eine Passage aus Rantu penkuttikal verdeutlicht: Die Protagonistin Girija wird von Babu, einem jungen Arzt, der um sie wirbt, aufgeklärt, dass ihre Beziehung zur gleichaltrigen Kokila als 'lesbisch' bezeichnet wird. In Ermangelung eines Malayalam-Begriffes wird im Originaltext auf das englische 'lesbian' zurückgegriffen. Girija selbst kann bezeichnenderweise nichts mit dem Wort anfangen, obwohl sie zum Zeitpunkt des Dialoges sowohl eine emotionale als auch sexuelle Liebesbeziehung mit dem anderen Mädchen führt.
Im Gegensatz zu den 70er Jahren ist heutzutage der englische Begriff in Kerala durchaus geläufig, das Thema wird jedoch weiterhin tabuisiert. Selbst in dem für indische Verhältnisse relativ gebildeten, progressiven Bundesstaat Kerala, in dem Frauen teilweise mehr Rechte genießen als in anderen indischen Staaten, beherrschen bis zum heutigen Tag stark patriarchale Strukturen das Leben. Sowohl männliche als auch weibliche Homosexualität ist unerwünscht und gesellschaftlich sanktioniert. Kerala hält den traurigen Rekord der höchsten dokumentierten Selbstmordrate lesbischer Paare:
"The fact that young same sex couples, mostly girls, committing suicide together has become a regular phenomenon in Kerala is another factor that underscores the relevance of such a debate" (Muraleedharan 2002: 10).
Auch Giti Thadani, Verfasserin von Sakhiyani, zitiert einen Artikel Muraleedharans mit der Schlagzeile: "Lesbian suicides common in the most literate state of India" (Thadani 1996: 103). In Indien ist Sexualität generell tabuisiert. Für weibliche Sexualität gilt dies in noch stärkerem Maße als männliche, daher ist lesbisches Begehren ein doppelter Tabubruch: Nicht nur als unmoralische sexuelle Abnormität sondern auch als anmaßende Überschreitung des traditionellen (sexuell passiven) Rollenverhaltens der Frau. Weibliche Homosexualität literarisch darzustellen ist in Indien also noch brisanter, als Heterosexualität darzustellen. Bestätigt wird dies z.B. durch die Tatsache, dass bei der Verfilmung von Rantu penkuttikal, die bereits vier Jahre nach seinem Erscheinen erfolgte, die lesbische Thematik gänzlich herausgenommen wurde, womit der grundlegende Inhalt der Handlung fehlt.
Während die westliche Welt mittlerweile auf über 30 Jahre feministische und lesbische Literaturtheorie zurückblicken kann, entwickelt sich ein vergleichbarer Diskurs in Indien erst seit wenigen Jahren, wie man an einschlägigen Publikationen zum Thema mit Titeln wie Sakhiyani, Same-sex Love in India, oder Queering India sehen kann. Dabei ist der indische lesbisch-feministische Diskurs stark von westlichen Vorbildern beeinflusst. Indische Feministinnen und Lesben können auf westliche "Vorarbeit" zurückgreifen. Doch die Anwendung des Terminus 'lesbisch' im indischen Kontext ist umstritten als mögliches Aufstülpen westlicher Kategorien auf indische Phänomene. Dass dieser Vorwurf jedoch zu kurz greift, zeigt Giti Thadani in ihrer Monographie Sakhiyani:
"[…] the othering of 'homosexuality' as foreign contains within it an entire ideological presupposition of history or tradition as a closed system, as if one were dealing with closed static structures where change could only come from the outside – as pollution" (Thadani 1996: 6).
Indische Gegner der Homosexualität bezeichnen diese gern als kulturfremdes, westliches Importprodukt, und stützen sich auf das Argument, dass keine indische Sprache einen Begriff für 'lesbisch' besitze:
"This kind of myth is very popular in India today. Many believe that the idea and practice of same-sex love were imported to India by 'foreigners'—Muslim invaders, European conquerors, or American capitalists" (Vanita und Kidwai 2000: xxiii).
Auch Premierminister Jawarharlal Nehru leugnete die Anerkennung von Homosexualität in der Geschichte und Kultur Indiens: Es gebe "no such thing in Sanskrit literature and homosexuality was evidently neither ap-proved nor at all common in India" (Nehru 1966: 160, zitiert nach Thadani 1996).
Differenzierter sieht dies der Indologe A.L. Basham:
"The erotic life of ancient India was generally heterosexual. Homosexualism of both sexes was not wholly unknown; but condemned briefly in the lawbooks, and the Kamasutra treats of it, but cursorily and with little enthusiasm. Literature almost ignores it".
Am Ende kommt er aber doch zu dem heterosexistischen Ergebnis: "In this respect ancient India was far healthier than most other ancient cultures" (Basham 1994: 173, zitiert nach Thadani 1996). Diese Art von Verleugnung (weiblicher) Homosexualität ist typisch sowohl im akademischen als auch im weiteren gesellschaftlichen Kontext. Vanita und Kidwai hingegen widerlegen in ihrer Anthologie die verbreitete Aussage, indische Sprachen böten keinen linguistischen Ausdruck für gleichgeschlechtliche Liebe: Die Begriffe homosexuell und heterosexuell seien zwar tatsächlich nicht verwendet worden, "but other terms were used to refer to those who showed a life-long preference for erotic attachments to those of their own sex" (Vanita/Kidwai 2001: xx).
Die jüngste Forschung hat gezeigt, dass das Phänomen weiblicher und männlicher Homosexualität in Indien nicht nur existierte, sondern auch in verschiedenartigen Texten und bildlichen Darstellungen deutlich dokumentiert ist (siehe Thadani 1996; Vanita/Kidwai 2000; Dynes/Donaldson 1992). In der heutigen Zeit lassen sich in indischen Medien Berichte über von Privatpersonen inszenierte gleichgeschlechtliche Hochzeiten oder Doppelsuizide heimlicher gleichgeschlechtlicher Paare finden - meist eindeutig negativ bewertet. Im Internet finden sich Zeitungsberichte über die medienwirksame Hochzeit zweier indischer Polizistinnen in den 80er Jahren (siehe auch IIAS-Newsletter No. 29) und Artikel über lesbische Schülerinnen in Kerala. Da es folglich frauenliebende Frauen, die auch sexuell miteinander verkehren, in Indien gab und gibt, wende ich hier die gängige (westliche) Definition von 'lesbisch' an, um die Liebesgeschichte zwischen den Protagonistinnen Girija und Kokila in dem Roman Rantu penkuttikal zu untersuchen. Hilfreich und breit genug gefaßt ist Lilian Fadermans Definition des Terminus 'lesbisch':
"'Lesbian' describes a relationship in which two women's strongest emotions and affections are directed toward each other. Sexual contact may be a part of the relationship to a greater or lesser degree, or it may be entirely absent. By preference the two women spend most of their time together and share most aspects of their lives with each other" (Faderman 1981: 17-18, zit.n. Zimmerman 1992: 347).
Wie Giti Thadani in ihrem Buch über lesbische Liebe im alten Indien bemerkt, ist das "concept of 'lesbian' […] by no means outmoded or culture-and time-specific. Neither is it a monolithic fixed category, but may be used in multiple ways" (Thadani 1996: 8).
Über die Anwendbarkeit des allgemeinen Begriffs hinaus, bietet die derzeit gängige lesbisch-feministische Literaturtheorie jedoch kaum Ansätze zur Untersuchung von Werken außerhalb des westlichen Kulturkreises, wie in diesem Fall von einem Werk in der indischen Regionalsprache Malayalam. Das ist dadurch zu erklären, dass der Diskurs der letzten drei Jahrzehnte überwiegend im europäischen und nordamerikanischen Kulturraum geführt wurde. Selbst dort bereitet es teilweise Schwierigkeiten, Zugang zu Materialien zu finden, wie die Herausgeber des Sammelbandes Lesbianism im Vorwort bemerken:
"Much of the key material in this area has appeared in hard-to-locate and often unlikely appearing academic periodicals, which have escaped even diligent indexers and bibliographers. Moreover, not a few of these journals appeared in very limited issues and cannot be found today even in the larger research libraries" (Dynes/Donaldson 1992: v).
In den letzten Jahren öffnete sich dieser westliche Diskurs jedoch, und es entstand ein eigenständiger Diskurs, der die Disziplinen South Asian Studies und Queer Studies miteinander verbindet. Er ist auffällig stark mitgeprägt von Diaspora-Mitgliedern im westlichen akademischen Bereich. Eine nicht-westliche Theorie, die auf die kulturellen Eigenheiten von Ländern wie z.B. Indien Rücksicht nimmt, ist jedoch weiterhin ein Desideratum.
Bei der Aufnahme nicht-westlicher Werke in den lesbischen Literaturkanon stellen die Sprachbarrieren ein nicht zu unterschätzendes Hindernis dar. Die Tatsache, dass der Roman Rantu penkuttikal noch nie in eine andere Sprache übersetzt worden ist, erschwert allen Nicht-Keralesen den Zugang dazu.
Eine Besonderheit dieses lesbischen Malayalam-Romans ist, dass er von einem Mann verfaßt wurde. Dass sich ein Mann mit einer lesbischen Thematik befaßt, liegt möglicherweise am patriarchalen Umfeld Indiens, in welchem eine Frau noch viel weniger über dieses Tabu zu schreiben wagt. Jedoch stellt sich das Problem, dass ein männlicher Autor in moderner, westlicher, lesbischer Literatur faktisch nicht vorkommt. Lesbische Literaturtheorie ist untrennbar verknüpft mit feministischer Theorie: Nandakumars Darstellung lesbischer Frauen müßte sich dem Vorwurf des 'male gaze' stellen. Der Begriff stammt aus dem Bereich der feministischen Filmtheorie und wurde 1975 von Laura Mulvey geprägt. Er soll das Machtgefälle zwischen einem männlichen Betrachter und einem weiblichen Objekt der Betrachtung beschreiben. Die Literaturwissenschaft hat diesen Begriff heute vielfach übernommen und auf literarische Werke angewendet. (Siehe Mulvey 1989)
Nicht nur in Ermangelung anderer indisch-lesbischer Literatur auf Malayalam macht es Sinn, Nandakumars Werk als einem lesbischen Literaturkanon zugehörig zu betrachten und ihn als 'lesbischen Text' zu lesen. Eine ausführliche Analyse hat gezeigt, dass es sich um eine eindeutige Darstellung lesbischer Liebe handelt, die die Aufnahme des Romans in einen entstehenden lesbischen Literaturkanon rechtfertigen. Lesbische Feministinnen wie Thadani artikulieren einen "need of lesbian literature in India" (Thadani 1996: 116). Eine Kanonisierung lesbischer Werke ist also durchaus erwünscht, ja sogar politisch relevant.
Rantu penkuttikal gehört nicht zu Nadakumars bekanntesten Werken, was auf den relativ bescheidenen und nicht nachhaltigen Erfolg des Buches zurückzuführen ist. Dennoch war das Buch, als es 1974 erschien, eine Sensation: Der Roman wurde, wie der keralesische Autor Paul Zacharia sich in einem Interview erinnert, von männlichen Jugendlichen untereinander ausgetauscht—gelesen wurden jedoch nur die zuvor markierten erotischen Passagen. Das Werk erlangte in Kerala also eher zweifelhafte Berühmtheit wegen vermeintlich pornographischer Elemente. Das bestätigt einen Verdacht Hennegans, lesbische Romanfiguren seien von männlichen Autoren instrumentalisiert worden:
"But what we [i.e. Lesben] are most often, of course, is a frisky interlude in a pornographic tale, the soft-focus lull before the storm of the hero's revived sexual powers bursts upon us" (Hennegan 1980: 190).
Wie sich im Verlauf der Analyse zeigte, kann sich der Leser auch bei Rantu penkuttikal dieses Verdachts nicht erwehren.
Warum schrieb der in Kerala sehr bekannte Schriftsteller Nandakumar überhaupt einen Roman über eine lesbische Beziehung?
Nandakumar selbst scheint eine Antwort darauf zu geben in seinem Vorwort zur zweiten Auflage des Romans, das mit den Worten endet: "Ich bete dafür, dass lesbische Liebe gedeiht und sich verbreitet" (RP 7). Warum er dies zum Inhalt seiner Gebete macht, bleibt unklar. Zynisch bemerkt Hennegan in Bezug auf mögliche Motive, lesbische Literatur zu produzieren: "often defenders of sexual freedom are only interested in male freedom" (Hennegan 1980: 189). In Nandakumars Vorwort finden sich weitere zweifelhafte Aussagen, die feministische Leserinnen aufhorchen lassen:
"Lesbierismus - also eine Liebesbeziehung zwischen zwei Frauen - ist heutzutage allgegenwärtig. Meiner Meinung nach ist er besonders unter den jungen Frauen in Kerala weit verbreitet, die von Natur aus außergewöhnlich sensibel sind. Solche Beziehungen haben ein gewisses gesundes, positives Potential, daher sind sie wichtig" (RP 7).
Der Autor muß seiner Leserschaft den Begriff 'Lesbierismus' (im Original steht der engl. Terminus 'Lesbianism') erklären; er propagiert also etwas, dessen Namen nicht einmal bekannt ist – dies liefert wiederum homophoben Gegnern das Argument, dass lesbisch etwas "unindisches", kulturfremdes sei. Das positive Potential, das Nandakumar in lesbischen Beziehungen entdeckt haben will, wird nicht näher benannt und erklärt. Auch bleibt unklar, weshalb keralesische Frauen sowohl außergewöhnlich sensibel, als auch außergewöhnlich lesbisch sein sollten. Ob diese Verallgemeinerungen auf persönlichen Erfahrungen des Autors beruhen, oder ob es sich hier um erotische Wunschträume Nandakumars handelt, sei dahingestellt. Diese Aussagen weisen darauf hin, dass Nandakumars Roman einen 'male pornographic gaze' auf die lesbische Thematik wirft. Die detaillierten Beschreibungen von Körperlichkeit in seinem Roman erhärten diesen Verdacht.
Ist der Roman also tatsächlich als progressiver Beitrag zur Befreiung und Verwirklichung lesbischer Liebe zu interpretieren? So sieht es zumindest T. Muraleedharan, der kurze Passagen des Romans für die Anthologie Same-sex Love in India übersetzte und ein Vorwort für die Neuauflage des Romans 2002 verfaßte:
"The sensitivity and understanding with which the novel portrayed a same-gender relationship appeared incredible to me in the beginning. […] The subtlety and precision with which the novel analyzed the passion and emotion of a same-sex pair seemed to have no parallel in Indian literature. Here was a work which had come much ahead of its time—that was the only explanation I could find for its rather limited popularity in Kerala. But I was also worried. The novel had a seemingly heterosexist ending" (RP 11f.).
Muraleedharan konzediert also, dass das Romanende heterosexistisch sei. Nach meiner Analyse des Romans, die hier den vorgegebenen Rahmen sprengen würde, bin ich zu dem Ergebnis gelangt, dass nicht nur das Ende, sondern der gesamte Roman zutiefst heterosexistisch ist. Nandakumar bedient gängige Klischees über weibliche Homosexualität, u. a. indem er die Protagonistinnen die Stereotype "butch"/"femme" verkörpern lässt und diese überzeichnet. Die positive Klimax am Ende des Romans wird gesteuert von den aktiven, männlichen Figuren, während die eigentlichen Protagonistinnen plötzlich völlig passiv, ja handlungsunfähig präsentiert werden. Sexuelle Begegnungen zwischen den beiden Mädchen werden entweder lüstern detailliert beschrieben oder wortlos übersprungen, d.h. es findet ein abrupter Szenenwechsel statt. Die fortwährende Sympathielenkung zugunsten der passiven, femininen Protagonistin Kokila (die schliesslich "bekehrt" wird), erweckt den Verdacht, hier solle Heterosexualität favorisiert und propagiert werden. Diese und weitere Argumente, die in der ausführlichen Romananalyse erörtert werden, führen zu einer schärferen Kritik an Randu penkuttikal als Muraleedharan sie zuvor formulierte. Obwohl der Roman im Rahmen einer Kanonisierung indisch-lesbischer Literatur Beachtung finden sollte, ist er dennoch als heterosexistisches Werk eines männlichen Autors zu interpretieren.
Anmerkung der HerausgeberInnen: ähnliches gilt für den Film Girlfriend
Dieser Beitrag gehört zum Schwerpunkt: Queer South Asia .
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